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Gesundheitsförderung - lohnt sich das? NEUAUFLAGE (Version 2)

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Das Gesundheitssystem wird zunehmend schwerer finanzierbar. Hohe Kosten in der Krankenversorgung machen ein Umdenken nötig. So forderte bereits 1986 die Ottawa-Charta auf, über die unterschiedlichen Politikbereiche hinweg vermehrt in die Förderung von Gesundheit zu investieren.

Author / translator Eva Mir & Holger Penz

Das Gesundheitssystem wird zunehmend schwerer finanzierbar. Hohe Kosten in der Krankenversorgung machen ein Umdenken nötig. So forderte bereits 1986 die Ottawa-Charta auf, über die unterschiedlichen Politikbereiche hinweg vermehrt in die Förderung von Gesundheit zu investieren. „Health in All Policies“, also Gesundheit in allen Politikbereichen, findet hier als Konzept Anwendung.
Dem Setting-Ansatz folgend soll Gesundheitsförderung in den Lebensbereichen der Menschen stattfinden: Also dort, wo die Menschen leben, lieben, arbeiten und spielen. So werden möglichst viele unterschiedliche Zielgruppen über die gesamte Lebensspanne – von Geburt bis hin zum Tode – erreicht und aktiv in die Gestaltung eingebunden (Schlagwort Partizipation). Mit Gesundheitsförderung soll ein Beitrag zur Volksgesundheit geleistet werden, der einer entsprechenden Finanzierung bedarf.
Im Jahr 2019 waren in Österreich die Pro-Kopf-Gesundheitsausgaben mit 3.943 Euro im EU-Vergleich an dritter Stelle, mit einer deutlichen Schwerpunktsetzung im Bereich der stationären Versorgung und unterdurchschnittlicher Ausstattung der Prävention und Gesundheitsförderung. Mit der Gesundheitsförderungsstrategie aus dem Jahr 2014 und der Einrichtung bundeslandspezifischer Gesundheitsförderungsfonds sollen diese Akzentuierungen verändert werden. Die Ausgaben für Gesundheitsförderung und Prävention aus öffentlicher Hand beliefen sich im Jahr 2016 in Österreich auf 2.441,3 Mio. Euro, das entspricht etwa 8,9 Prozent der laufenden Gesundheitsausgaben. 70 Prozent der in Gesundheitsförderung und Prävention getätigten Ausgaben entfielen auf die Tertiärprävention, für die Gesundheitsförderung im engeren Sinne waren es lediglich 69,8 Mio. Euro. Die drei ausgabeintensivsten Themen sind hier (1) Gesundheitsinformation/-kompetenz, (2) Gesunde Schule und andere Ausbildungsstätten sowie (3) Gesunde Gemeinde/Stadt.
Große Herausforderungen, denen sich die Gesundheitsförderung insgesamt stellen muss, sind etwa: Wie können, unter den gegebenen Rahmenbedingungen, umfassende Strategien über die gesamte Lebensspanne hinweg, unter Beteiligung der Zielgruppen konzipiert und umgesetzt werden? An welcher Stelle sind die begrenzen Mittel am besten investiert? Welche Evaluationsansätze braucht es, um die Wirksamkeit belegen und damit Qualität in der Gesundheitsförderung sicherstellen zu können? Wie steht es um die Nachhaltigkeit und Übertragbarkeit?
Den umfangreichen Herausforderungen der Gesundheitsförderung stehen moderate finanzielle Mittel gegenüber. Es stellt sich also die übergeordnete Frage: Muss und soll hier mehr Geld investiert werden? Und wenn ja, wie soll das realistischerweise geschehen? Nutze das Diskussionsspiel, um diese Fragen zu beantworten und überlege selbst!

Created 14 July 2022
Last edited 19 October 2022
Topics Health

Policy positions

Policy position 1

Ich bin gegen die Investition von mehr Geld in die Gesundheitsförderung. Sie erreicht ohnehin nur die, denen es relativ gut geht. Eigentlich ist sie nur ein Thema für die Mittel- und die Oberschicht. Und die meisten Aktivitäten könnten genauso gut unter den Titel „Wellness“ fallen. Warum sollte also der Staat dafür zahlen? Wenn es dieser Gruppe guttut, dann kann sie es auch selbst finanzieren.

Policy position 2

Ich bin für die Investition von mehr Geld in die Gesundheitsförderung. Wir wissen, dass die Verhältnisse einen Einfluss auf unser Leben haben. Und wir sind uns sicher, dass wir jeden einzelnen Menschen stärken können, Verantwortung für die eigene Gesundheit zu übernehmen. So kann gesundheitliche Chancengleichheit unterstützt werden. Gesundheitsförderung ist eine demokratiepolitische Verpflichtung, da soll der Staat lieber andere Ausgaben kürzen.

Policy position 3

Ich bin gegen die Investition von mehr Geld in die Gesundheitsförderung. Immerhin weiß man nicht so recht, ob Gesundheitsförderung wirkt und was davon im Detail. Da scheint die Forschung nicht so recht weiter zu kommen. Früher oder später müssen wir alle sowieso zu Ärzt*innen, also lieber beim bewährten System bleiben, da das Geld eh knapp ist.

Policy position 4

Ich bin für die Investition von mehr Geld in die Gesundheitsförderung. Wir können zwar nicht genau sagen, wie sie wirkt, aber wir sind uns sicher, dass sie wirkt. Und dass es vor allem um die langfristigen Effekte geht. Das finanzielle Risiko muss man auch bei Geldknappheit bereit sein zu tragen. Bei Engpässen dann halt nur in spezielle Zielgruppen investieren – etwa in Kinder, die sind noch jung und im Gesundheitsverhalten gut beeinflussbar.

Story cards

Ich bin 62 und lebe in einem kleinen Dorf. Im Rahmen der Gesunden Gemeinde kann man unter anderem einen Yoga-Kurs besuchen. Das ist super, da gehe ich mit meiner Nachbarin hin und noch dazu kostet der Kurs kein Vermögen.

Helgas Geschichte

Ich bin IT-Spezialist und arbeite seit 25 Jahren in einem öffentlichen Unternehmen. Das viele Sitzen und wenige Bewegen machen mir seit fünf Jahren grobe Rückenprobleme in Form von Verspannungen und Bandscheibenvorfällen. Jetzt habe ich einen höhenverstellbaren Arbeitsplatz bekommen und mache in meiner Pause bei einem unternehmensinternen Bewegungsprogramm mit. Ich fühle mich schon viel besser.

Markos Geschichte

Hallo, ich bin 16 Jahre alt und Schülerin an einem Gymnasium. Neuerdings gibt es bei uns ein Projekt „Gesunder Arbeitsplatz Schule“. Als Vertreterin der Schüler*innenschaft habe ich bei der Direktorin nachgefragt, was denn mit uns sei. Da hat es nur geheißen: „Für Euch machen wir eh so viel, das ist mal nur für die Lehrer*innen.“

Miriams Geschichte

Ich bin seit 20 Jahren Professor für Mathematik an der hiesigen Universität. Nun haben wir eine Gesundheitsmanagerin bekommen, die unseren Campus gesünder machen soll. Da sollte die Uni lieber in eine bessere Ausstattung im IT-Bereich investieren. Das wäre mir mehr geholfen als zig Angebote zur Stressreduktion, Ernährung und Co – da gehe ich sowieso nicht hin!

Leos Geschichte

Ich bin 46 Jahre alt und Lehrer an einer Mittelschule. In unserem neuen Gesundheitsprojekt sollen wir Lehrer*innen einen Fragebogen ausfüllen. Angeblich super vertraulich, aber ich bin doch nicht blöd, dass ich da die Wahrheit sage. Wenn die wüssten, dass ich mich jeden Tag betrinke, Schlaftabletten brauche und morgens nicht zur Arbeit mag, dann bin ich gleich meinen Job los!

Martins Geschichte

Jetzt bin ich schon seit 10 Jahren Betriebsrätin in meiner Firma und komme aus dem Wundern gar nicht mehr heraus. Ständig muss ich Streit zwischen Mitarbeitenden und deren Vorgesetzten schlichten. Und jetzt kommt da so eine externe Agentur daher, natürlich ausgesucht von der Führung, und soll für „Gesundes Führen“ und „Gesunde Kommunikation“ sorgen. Uns hat da mal wieder keiner gefragt. Das ist ja schon jetzt zum Scheitern verurteilt!

Maries Geschichte

Ich beschäftige mich schon lange mit Gesundheitsförderung an Hochschulen und will vor allem was für Studierende tun. Egal wie innovativ, wissenschaftlich fundiert und effizient ich Projekte konzipiere, häufig höre ich, den Studierenden gehe es eh so gut und ich soll mich lieber um andere Zielgruppen kümmern. Studentisches Gesundheitsmanagement ist schwer realisierbar, an unserer Hochschule sind wir da nun einen großen Schritt vorwärtsgekommen, weil wir eine eigene Stelle dafür geschaffen haben.

Evas Geschichte

Mit dem Blick als Forscher beobachte ich schon lange Gesundheitsförderung in Gemeinden. In den letzten 30 Jahren hat sich enorm viel getan und es gibt viele positive Beispiele, auch wenn nicht immer Gesundheitsförderung draufsteht. Dennoch fehlt es oft an der Geduld, sich auf echte Bürger*innenbeteiligung und die Entwicklung von Infrastruktur einzulassen. Gerade in der Politik geht es häufig um schnelle Erfolge mit wenig Aufwand, wodurch oft nur Aktionismus entsteht.

Holgers Geschichte

Ich bin 50 Jahre alt, selbständig im Finanzbereich tätig und habe drei Kinder, die mich nicht mehr so viel brauchen. Nachdem mir das Wohlergehen in der Nachbarschaft sehr am Herzen liegt, möchte ich mich nun für die Gesundheitsförderung in der Umgebung engagieren. Ich habe da auch schon ein paar gute Ideen, bin mir aber noch unklar, an wen ich mich da jetzt wenden soll und wie ich die Betroffenen erreichen und ins Boot holen kann.

Hannas Geschichte

Ich bin 72 Jahre alt, meine Frau ist leider vor einigen Jahren verstorben und seither wohne ich alleine. Meine Kinder haben nicht viel Zeit für mich und ich fühle mich oft sehr einsam. Ich würde so gerne Kontakte knüpfen, etwa eine nette Kartenrunde finden. Etwas Hilfe für zu Hause wäre auch schön, dann wäre endlich mal Leben in der Bude! Irgendwie kriege ich das aber einfach nicht auf die Reihe.

Gunters Geschichte

Ich bin Diätologin und da schaudert es mich manchmal ganz schön, wenn ich sehe, was meine zwei Schulkinder in der Schulkantine und im Hort an Essen angeboten bekommen. Aus fachlicher Sicht ist das echt nicht optimal. Nicht nur für meine Kinder, sondern für die Lebenswelt Schule/Hort insgesamt würde ich gern aktiv werden und für gesündere Ernährung eintreten.

Lings Geschichte

Ich bin 26 Jahre alt, stamme aus Kroatien und bin seit 6 Jahren in einem Unternehmen mit rund 200 Mitarbeitenden als Reinigungskraft tätig. Erst jetzt habe ich zufällig erfahren, dass wir seit jeher Angebote zur Gesundheitsförderung im Haus haben. Mir hat das natürlich keiner gesagt und eine Mailadresse habe ich nicht, sodass mich solche Infos erreichen würden. Naja, ich bin eben nur zum Putzen da.

Renatas Geschichte

Ich bin Geschäftsführer eines großen Unternehmens in der Baubranche. Vor einigen Monaten ist uns ein Mitarbeiter aufgrund von Burnout ausgefallen, besonders erschüttert hat uns kürzlich ein Selbstmord in den eigenen Reihen. Uns ist klar, dass wir das im Unternehmen aufgreifen und bearbeiten müssen, aber irgendwie hängen wir da aktuell an der Frage „Wie sollen wir das angehen?“

Alexanders Geschichte

Ich bin 32 Jahre alt, habe fünf Kinder und bin Hausfrau. Ich bin in der Familie zuständig für Erziehung und Gesundheit. Leider verstehe ich kaum Deutsch und Führerschein habe ich auch keinen. Das nahe gelegene Frauengesundheitszentrum hat einige interessante Angebote, aber kann ich das denn verstehen? Und was mache ich denn in der Zeit mit meinen Kindern? Und wie komme ich da ohne Auto hin?

Fatimas Geschichte

Ich komme als internationaler Studierender im Wintersemester an die FH Kärnten. Mein Deutsch ist noch recht begrenzt und irgendwie habe ich Angst, ob ich wohl Anschluss finden werde. An meiner Hochschule bin ich ein ziemlicher Außenseiter, ich hoffe, das wird besser.

Amirs Geschichte

Ich bin seit 3 Jahren wissenschaftlicher Mitarbeiter an einer Hochschule. Lehre machen, Forschungsgelder auftreiben und dann noch meine Doktorarbeit endlich fertig stellen. Das ist echt eine Challenge, im kommenden Monat werde ich zum ersten Mal Vater und meine Mutter braucht auch zunehmend Unterstützung, da bleibt kaum Zeit zum Durchschnaufen.

Ludwigs Geschichte

INFO CARDSISSUE CARDS

Studieren als Gesundheitsrisiko?

In der heutigen Zeit ist Studieren ganz schön hart geworden: begrenzte Studienplätze, Orientierungslosigkeit im System Hochschule, Verkürzung der Studienzeiten und hoher Leistungsdruck. Kann Studieren der Gesundheit denn überhaupt gut tun? Welchen Beitrag kann die Integration von Gesundheitsförderung in die Curricula an dieser Stelle und darüber hinaus leisten?

Gesundheit als Privatsache?

Wie wir etwa mit Stress umgehen, hat mit unserem Erleben und der individuellen Bewältigung zu tun. Ist das also unsere "Privatsache" oder müssen wir nicht hier und da zu unserem Glück gezwungen werden, etwa in Form von "verordneten" Seminaren zum Stressmanagement?

So viele Unterschiede...

Groß, klein, in unterschiedlichen Branchen angesiedelt, mit mehreren Standorten, im städtischen oder ländlichen Bereich, mit sehr diverser Belegschaft oder auch nicht: Betriebe können sehr unterschiedlich sein und damit auch der Rahmen für Betriebliche Gesundheitsförderung. Wie kann man sich da dann überhaupt an Standards halten? Und wie sieht es denn mit der Übertragbarkeit aus?

Wen erreicht man mit dem Setting-Ansatz wirklich?

Gesundheitsfördernde Projekte sollen Menschen dort „abholen“, wo sie spielen, lernen, arbeiten und lieben. Doch wer wird da tatsächlich erreicht? Die, denen es gesundheitlich eh recht gut geht? Die, die sich für Gesundheit interessieren? Die, die Gesundheitsförderung tatsächlich am dringendsten benötigen?

Hochschulen unter Druck

Hochschulen müssen sich anhand von Kriterien wie etwa Durchschnittsnoten, Absolvent*innenanzahlen, eingeworbene Forschungsgelder oder auch Publikationstätigkeit des wissenschaftlichen Personals darstellen und treten in diesem Kontext in Konkurrenz. Welche Rolle kann da schon Gesundheit spielen? Wie kann da die Stärkung von Gesundheitsförderung in Forschung, Lehre und Praxis gewinnbringend sein?

Das liebe Geld und Nachhaltigkeit

Finanzierungen für Projekte der Gesundheitsförderung sind häufig rar und kurzfristiger Natur. Wie soll man da nachhaltig arbeiten? Wie können gute Ideen über die Projektfinanzierung hinaus erhalten bleiben? Wer muss dafür Sorge tragen und wie?

Ist Gesundheitsförderung im Kindes- und Jugendalter am wichtigsten?

Das Gesundheitsverhalten von Kindern und Jugendlichen ist noch recht variabel. Sie haben noch ein langes Leben vor sich und sollten dies möglichst gesund führen, um Kosten im Gesundheitssystem einzusparen. Ist Gesundheitsförderung für Kinder und Jugendliche dann nicht wichtiger als z.B. jene für ältere Menschen?

Standard oder Extrawurst?

Führungskräfte müssen zusehen, dass die Ergebnisse und Zahlen im Unternehmen passen. Fachkräftemangel, Digitalisierung und der Wunsch der Arbeitnehmer*innen nach neuen Varianten der Arbeit-Freizeit-Einteilung kommen herausfordernd hinzu. Ist da Betriebliche Gesundheitsförderung nicht schon nötiger Standard oder "ungeliebte Extrawurst"?

Im Land der Glückseligkeit

Viele von uns leben nahezu paradiesisch: Naturbelassene Nahrungsmittel von Direktvermarkter*innen, frische Luft, trinkbares Wasser, ausreichend Wohnraum, soziale Sicherungssysteme – was muss man denn da noch großartig für Gesundheit tun? Und inwiefern treffen uns im Alltag da dann Themen wie Klimakrise bezogen auf unsere Gesundheit? Das ist doch ein Problem der anderen, oder?

Verhalten zählt!

Aus der Präventionsarbeit wissen wir: Der Ausschluss verhaltensbezogener Risikofaktoren bringt tolle Erfolge. Hygiene vermeidet Infektionskrankheiten, Fettreduktion führt zu weniger Herzinfarkten. Wer braucht da noch verhältnisorientierte Maßnahmen, zumal sich Rahmenbedingungen und Systeme mühsam verändern lassen? Und wozu dann überhaupt Partizipation, also Teilhabe der Zielgruppe(n)?

Gesundheitsfördernde Schule – Beteiligung aller?

Gesundheitsförderung im Setting Schule soll sich an alle im System Schule richten. Warum eigentlich? Reicht es nicht, Schüler*innen und Lehrer*innen zu berücksichtigen? Nicht-unterrichtendes Personal ist da eh eine Minderheit und die Eltern können doch außen vor bleiben.

Ernährung und Bewegung – die Klassiker der Gesundheitsförderung

Maßnahmen zur Förderung von gesunder Ernährung und Bewegung sind Klassiker der Gesundheitsförderung. Wie kann man aber Themen wie Sucht oder psychosoziale Gesundheit im Rahmen unterschiedlicher Settings „angehen“?

Konkurrenz der Angebote oder doch Umsetzung von „Health in All Policies“?

Es gibt heute so viele Ansätze auf Gemeindeebene: familienfreundliche, radfahr­freundliche, demenzfreundliche Gemeinde, Klimaaktivgemeinde, Caring Community und so weiter. Wie soll Gesundheitsförderung da ordentlich Fuß fassen? Oder ist das im Grunde eigentlich alles das Gleiche, nur halt anders benannt?

Wirkt Gesundheitsförderung?

Der Evaluation von Gesundheitsförderung wird große Bedeutung beigemessen. An adäquaten Evaluationsansätzen muss aber noch gearbeitet werden, viele Maßnahmen sind nicht (hinreichend) überprüft. Wie können wir also wissen, dass Gesundheitsförderung wirkt bzw. welche Maßnahmen im Detail wirken? Welchen Einfluss nimmt das auf die Volksgesundheit?

Betriebliche Gesundheitsförderung als Aufgabe der Gesellschaft?

Neben Arbeitgeber*in und Arbeitnehmer*in soll auch die Gesellschaft Maßnahmen zur Betrieblichen Gesundheitsförderung entwickeln und setzen. Was ist damit gemeint? Wie kann dies in der praktischen Umsetzung aussehen?

Nur niedergeschrieben oder auch realisiert?

Die Ottawa-Charta und zahlreiche weitere Grundsatzdokumente, die für die einzelnen Settings erlassen worden sind, zeigen Ziele, Aufgaben und Herausforderungen von und für Gesundheitsförderung auf. Aber ist Papier nicht sehr geduldig? Wird vieles nicht nur nieder- und fortgeschrieben, weil es nicht erreichbar und umsetzbar ist?

So viele Settings, so viele Unterschiede?

Was in einem Setting der Gesundheitsförderung funktioniert, muss noch lange nicht in einem anderen funktionieren. Wie kann man Unterschiede und Ähnlichkeiten von Settings identifizieren und herausarbeiten? Welche Rolle spielen lokale und kontextspezifische Faktoren, um das Verständnis für ein Setting zu vertiefen?

Geistesblitz, Erfahrung oder Systematik?

Egal für welches Setting, immer heißt es Gesundheitsförderung folgt einem systematischen Prozess von Bedarfs-/Bedürfnisermittlung, über Maßnahmenplanung/-umsetzung bis zur Evaluation. Ist es denn nicht auch legitim, einfach mal mit einer Idee zu starten oder aufgrund von Erfahrung auf den einen oder anderen Schritt zu verzichten? Könnte man da dann nicht auch gleich Geld einsparen?

Wohin mit dem Geld?

Fördergeber*innen im Bereich Gesundheitsförderung erhalten viele Anträge und müssen entscheiden, wohin die Gelder fließen. Soll hier lieber in die Zielgruppe Kinder/junge Menschen (z.B. Setting Schule) investiert werden oder in die arbeitende Bevölkerung mittels Betrieblicher Gesundheitsförderung?

Kurzfristige Interessen von Wahl zu Wahl

Alle paar Jahre ist in einer Gemeinde Wahlkampf. Politiker*innen brauchen neue Konzepte, um aufzufallen. Darüber hinaus sind sie ihren Interessensgruppen verpflichtet. Gesundheit, Klima, Wirtschaft, Bildung, Vereine – jeder will seine Bedürfnisse von der Politik bedient bekommen. Dass Gesundheitsförderung da langfristig umgesetzt werden kann, ist doch aussichtslos, oder?

Hochschulen für Gesundheit

Hochschulen für Gesundheit sollen Gesundheit in Bildung, Forschung und Praxis voranbringen sowie gesundheitsbezogene Information und Bildung für die Öffentlichkeit betreiben. Sie agieren lokal und global. Die Schaffung einer gesunden Campuskultur für alle an der Hochschule zählt zu ihren Aufgaben. Festgehalten ist das in der 2015 erlassenen Okanagan Charta.

Health in All Policies

Gesundheitsförderung liegt nicht nur in der Verantwortung des Gesundheitssektors, denn Gesundheit, Gleichheit, soziale Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit für alle kann nur durch intersektorale Arbeit erwirkt werden. Alle Politikfelder sind gefragt, Gesundheit als Querschnittsthema zu behandeln und in allen Entscheidungen zu bedenken. Das wurde bereits 1986 in der Ottawa Charta festgehalten.

Anfänge von Betrieblicher Gesundheitsförderung (BGF)

Anfänglich fanden sich in Betrieblicher Gesundheitsförderung (BGF) primär verhaltensbezogene Interventionen aus den Bereichen Ernährung und Bewegung, und das vor allem in großen Betrieben. Verhältnisorientiertes Vorgehen, z.B. in Form von Veränderung der Arbeitsbedingungen oder der Unternehmenskultur, waren hingegen sehr selten.

Herausforderungen für die Gesundheitsförderung

Die Gesundheit wird von zahlreichen Themen, die (sozialräumliche) Gesundheitsförderung aufgreifen muss, beeinflusst: Klimawandel, Bebauung, Nachhaltigkeit, neue Technologien, Digitalisierung, gesundheitliche Chancengleichheit, chronische Krankheiten, Verletzungen, Gewalt und Krieg.

Arbeit in und mit Settings

Die Arbeit in und mit Settings umfasst drei wesentliche Bestandteile: (1) Verständnis für bzw. über das Setting, (2) Veränderlichkeit des Settings, (3) Entwicklung und Transfer von Wissen.

Gesundheitsfördernde Schule – Handlungsfelder

Gesundheitsfördernde Schule ist ein Schulentwicklungsansatz mit vier Handlungsfeldern: (1) Lehren, Lernen & Curriculum, (2) Schulkultur & schulische Umwelt, (3) Dienste und Kooperationspartner*innen, (4) schulisches Gesundheitsmanagement. Es braucht einen gezielten, koordinierten Prozess und die Schulleitung hat eine Schlüsselrolle.

Netzwerke für gesundheitsförderliche Settings

Egal ob Schule, Hochschule oder auch Betrieb – nationale und internationale Netzwerke, speziell für die unterschiedlichen Settings, bringen Expert*innen zusammen. Handlungsempfehlungen, Qualitätskriterien und Modelle Guter Praxis werden von ihnen veröffentlicht, ebenfalls werden Konferenzen organisiert.

Gemeinwesen – Community

Gemeinwesen bzw. Community meint Menschen, die eine soziale Identität teilen und sich sozial zugehörig fühlen aufgrund (1) geografischer Nähe, (2) politischer Zusammengehörigkeit, (3) ethnischer Kultur oder (4) Subkultur. Synonyme Begriffe sind Gemeinde und Kommune.

Setting – was ist das?

Settings fokussieren den physischen, organisationalen und sozialen Kontext, in dem Menschen spielen, lernen, arbeiten und lieben. Die Menschen werden als aktiver Bestandteil des Settings betrachtet, ihre Partizipation (Teilhabe) im Sinne von Mitgestaltung ist zentral. Das geht zurück auf die Salutogenese und ökologische Ansätze.

Gesundheitsfördernde Schule – Prinzipien

Gesundheitsfördernde Schule folgt fünf Prinzipien: (1) nachhaltige Initiativen für Schulentwicklung, (2) ganzheitlicher Gesundheitsbegriff, (3) innere & äußere Vernetzung, (4) Selbstbestimmung, Partizipation & Empowerment, (5) Salutogenese.

Zielgruppen in Hochschulen

Mitarbeitende werden im Vergleich zu Studierenden in Hochschulen als Zielgruppe der Gesundheitsförderung schon länger adressiert. Verwaltungspersonal gilt als leichter erreichbar als das wissenschaftliche. Studierende leiden häufig unter Arbeitsproblemen, mangelnder Studienmotivation und Prüfungsängsten. Als zukünftige Fach- und Führungskräfte tragen sie Gesundheitsthemen in die Bevölkerung hinaus.

Gesunde Städte

Gesunde Städte verfolgen drei Kernthemen: (1) Schaffung fürsorglicher und stützender Umfelder, (2) gesunde Lebensweise, (3) gesunde städtische Umwelt und gesundheitsförderliche Städtegestaltung. Die Grundsätze und Werte sind: (1) Chancengleichheit, (2) Beteiligung und Befähigung der Bürger*innen, (3) partnerschaftliches Arbeiten, (4) Solidarität und Freundschaft sowie (5) nachhaltige Entwicklung.

Gesundheitsfördernde Hochschulen – Prinzipien

Acht Schlüsselprinzipien der Gesundheitsförderung an Hochschulen sind (1) Nutzen des Settingansatzes, (2) eines campusweiten Ansatzes, (3) eines partizipativen Ansatzes, (4) von Kollaborationen, (5) Forschung, (6) des salutogenetischen Ansatzes, (7) Wertschätzung des lokalen Kontextes und der Prioritäten, (8) Berücksichtigung der Menschenrechte.

Kohärenzgefühl

Das Kohärenzgefühl besteht aus (1) Verstehbarkeit, (2) Handhabbarkeit und (3) Sinnhaftigkeit. Es ist zentrale Komponente im Modell der Salutogenese. Maßnahmen der Gesundheitsförderung können auf eine Stärkung dieser Ressource abzielen: Wie wird etwa das System Hochschule für Studierende besser verstehbar, wie kann man sie bei der Bewältigung von Anforderungen unterstützen und was macht Studieren zu einer sinnhaften Betätigung?

Was ist Betriebliche Gesundheitsförderung?

Laut Luxemburger Deklaration meint Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) alle gemeinsamen Maßnahmen von (1) Arbeitgeber*in, (2) Arbeitnehmer*in und (3) Gesellschaft zur Verbesserung von Gesundheit und Wohlbefinden am Arbeitsplatz. BGF versteht sich als moderne Unternehmensstrategie.

Mehr Finanzmittel für Hochschulen

Seit 1997 gelten Hochschulen laut WHO als Setting der Gesundheitsförderung. Betriebliche Gesundheitsförderung ist gut etabliert und finanziert, "Töpfe" für Studierende reichen zuweilen nur für kurzfristige Projekte mit unzureichender Nachhaltigkeit.

Gute gesunde Schule

Die gute gesunde Schule ist eine Erweiterung zur gesundheitsfördernden Schule. Sie will Erziehungs- und Bildungsqualität der Schule steigern und Gesundheitsinterventionen leisten hier einen Beitrag zum Kerngeschäft. Zentral ist die Annahme, dass sich Bildung und Gesundheit wechselseitig beeinflussen.

Gesundheitsförderung und Evaluation

Komplexe Programme, die aus mehreren Einzelmaßnahmen bzw. Komponenten bestehen sind meist wirksamer, aber schwer zu evaluieren. Es bleibt zumeist unklar, was im Detail in welcher Dosis die Wirksamkeit ausmacht. Innovative Evaluationsdesigns, vor allem für die Messung von Verhältnisänderungen, sind gefragt.

Gesundheitsförderung und Projektphasen

Gesundheitsförderungsprojekte sollen einem systematischen Ablauf folgen. Laut Public Health Action Cycle müssen (1) Bedarf und Bedürfnisse identifiziert, (2) entsprechende Maßnahmen konzipiert, (3) umgesetzt und (4) evaluiert werden.

Sozialräumliche Gesundheitsförderung

Sozialräumliche Gesundheitsförderung geht über individuelle Lebensstiländerung hinweg. Sie will gesundheitliche Risiken beseitigen und soziales Kapital bilden. Initiativen zu Nachhaltigkeit und Armutsbekämpfung sowie die Partizipation der Bürger*innen sind wesentlich. Gearbeitet wird in Regionen, Städten, Gemeinden, Quartieren bzw. Wohnvierteln.

Bedarf und Bedürfnisse ermitteln

Bedarf und Bedürfnisse können z.B. mittels Fragebogen,
(Gruppen-)Interviews, Routinedaten (Krankenstände, Absolvent*innenzahlen), Workshops mit der Zielgruppe erhoben werden. Letzteres kann auch die Partizipation bei der Maßnahmenplanung gut fördern.

Was wird evaluiert?

Die Evaluation gesundheitsförderlicher Maßnahmen ermöglicht die Beurteilung der Ergebnisqualität sowie der Struktur- und Prozessqualität (Beurteilung der Planung und Durchführung der Maßnahme). Eine gute Dokumentation im Rahmen der Maßnahmenumsetzung ist dafür zentral.

(Schul-)Leitung und Gesundheitsförderung

Salutogenes Leitungshandeln gestaltet schulische Strukturen und Prozesse gesundheitsförderlich, stärkt Gesundheitsbewusstsein. In (1) Organisationsentwicklung, (2) Personalentwicklung und (3) gesundheitsförderlicher Unterrichtsentwicklung müssen Schulleitungen gesundheitsbezogene Aufgaben erfüllen. Gute Ansätze zur Reduktion der eigenen Belastungen sind Aufgabendelegation und Verteilung der Führungsverantwortung.

Betriebliche Gesundheitsförderung: Leitlinien und Ziele

Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) folgt den vier Leitlinien (1) Partizipation, (2) Integration in alle Unternehmensbereiche, (3) strukturiertes Projektmanagement und (4) Ganzheitlichkeit (Verhalten und Verhältnis). BGF will krankheitsbedingte Kosten senken, Produktivität erhöhen, Arbeitsklima und -moral verbessern und Mitarbeiter*innenmotivation sowie persönliche Kompetenzen stärken.

Gesundheitsfördernde Schulen und Gesundheit der Bevölkerung

Gesundheitsfördernde Schulen verstehen sich als zentrales Setting zur Entwicklung von günstigen gesundheitsbezogenen Verhaltensweisen und Lebensstilen von Kindern und Jugendlichen und tragen dadurch zu einer langfristigen gesunden Bevölkerung in Europa bei.

Gesundheitsfördernde Schulen: Werte und Säulen

Zentrale Werte gesundheitsfördernder Schulen sind: (1) Chancengleichheit, (2), Nachhaltigkeit, (3) Inklusion, (4) Empowerment, (5) Demokratie. Gearbeitet wird entlang der Säulen (1) ganzheitlicher Settingansatz, (2) Partizipation, (3) hohe Schulqualität, (4) Evidenzbasierung und (5) Einbindung in das nachbarschaftliche Umfeld.

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