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Tierversuche für die biomedizinische Forschung

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Das Thema Tierversuche führt immer wieder zu heftigen Diskussionen zwischen BefürworterInnen und GegnerInnen. Dahinter verbirgt sich ein moralisches Dilemma, denn den Hoffnungen auf neue Medikamente steht das Wohl der Tiere gegenüber.

Bei einem Tierversuch handelt es sich um eine experimentelle oder sonstige wissenschaftliche Maßnahme am lebenden Tier, die mit einer spezifischen Belastung für das Tier verbunden ist. Obwohl an Alternativmethoden geforscht wird, kann in manchen Bereichen der biomedizinischen Forschung derzeit nicht auf Tierversuche verzichtet werden.

Author / translator Brigitte Gschmeidler

Das Thema Tierversuche führt immer wieder zu heftigen Diskussionen zwischen BefürworterInnen und GegnerInnen. Dahinter verbirgt sich ein moralisches Dilemma, denn den Hoffnungen auf neue Medikamente steht das Wohl der Tiere gegenüber.

Bei einem Tierversuch handelt es sich um eine experimentelle oder sonstige wissenschaftliche Maßnahme am lebenden Tier, die mit einer spezifischen Belastung für das Tier verbunden ist. Obwohl an Alternativmethoden geforscht wird, kann in manchen Bereichen der biomedizinischen Forschung derzeit nicht auf Tierversuche verzichtet werden.

Created 28 May 2014
Last edited 30 August 2018
Topics Ethics, Health, Science

Policy positions

Policy position 1

Tierversuche in der biomedizinischen Forschung sollen verboten werden, da sie niemals vertretbar sind.

Policy position 2

Tierversuche in der biomedizinischen Forschung sollen verboten sein, wenn schwere Belastungen der Tiere zu erwarten sind.

Policy position 3

Tierversuche in der biomedizinischen Forschung sollen erst nach „bestandener“ Schaden-Nutzen-Abwägung erlaubt sein.

Policy position 4

Tierversuche in der biomedizinischen Forschung sollen immer erlaubt sein, wenn daraus ein Nutzen für den Menschen zu erwarten ist.

Story cards

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Ich leide an einer Erbkrankheit und muss mehrere Monate pro Jahr im Krankenhaus verbringen. Forschung mit Tieren hat mir eine Zukunft geschenkt. Natürlich ist es schlimm, dass Tiere für mich leiden und sterben müssen. Ich liebe Tiere und bin auch Vegetarierin. Mir ist wichtig, dass Versuchstiere gut behandelt werden. Aber Forschung gibt PatientInnen Hoffnung. Ich bin erst 25 Jahre alt und will noch weiter leben. Wenn man selbst erkrankt ist oder enge Freunde bzw. nahe Verwandte hat, die an einer ernsthaften Krankheit leiden,würden selbst die meisten TierversuchsgegnerInnen auf Medikamente – und damit auch auf Tierversuche – nicht verzichten.

Larissa – Patientin
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Als Mitglied einer Tierschutzorganisation bin ich Tierversuchen gegenüber kritisch eingestellt. Gleichzeitig sind wir auch realistisch und wissen, dass man derzeit noch nicht ganz ohne Tierversuche auskommt. Unser Ziel ist es, die Entwicklung alternativer Forschungsmethoden sowie eine stärkere Reglementierung und Offenlegung der Versuchsabläufe anzuregen. Wir fordern auch eine strenge Schaden-Nutzen Analyse, die verhindert, dass ethisch nicht vertretbare Tierversuche durchgeführt werden. Um den Wertevorstellungen der Bevölkerung zu entsprechen, müssten Tierversuchen an Hunden, Katzen und Affen verboten sein. Die gesetzlich vorgeschriebene Käfigmindestgröße für eine "Mäusefamilie“ entspricht etwa der eines Schuhkartons. Das ist viel zu gering!

Maria – Vertreterin einer Tierschutzorganisation
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Seit 30 Jahren werden Krebserkrankungen an Mäusen beforscht. Doch die Ergebnisse sind nicht einfach auf den Menschen übertragbar. Der Mensch ist eben doch keine Maus. Die Hoffnungen der betroffenen PatientInnen werden so gut wie immer enttäuscht. Und die Tiere leiden völlig umsonst. Der Mensch hat nicht das Recht, Tiere einfach als Messinstrumente zu seinem Nutzen zu missbrauchen. Ich habe mich deshalb für die europäische Bürgerinitiative "Stop Vivisection" zur Abschaffung von Tierversuchen eingesetzt. Die Initiative war mit über einer Million Unterschriften sehr erfolgreich! Mit Freunden habe ich auch einmal vor einem Labor gegen Tierversuche protestiert, um die Öffentlichkeit aufzurütteln.

Markus – Tierrechtsaktivist
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Alles, was in der Zellkultur erforschbar ist, machen wir dort. Ich forsche an Mäusen zu Depressionen und Schizophrenie. Diese Forschung ist nur mit Tierversuchen möglich. Effekte, die den gesamten Organismus betreffen, können wir ohne Tierversuche nicht erforschen. Deshalb ist es illusorisch zu glauben, irgendwann ganz auf Tierversuche verzichten zu können. Wenn ich privat neue Menschen kennenlerne, frage ich immer zuerst, ob sie TierrechtlerInnen sind. Wenn ja, erzähle ich nicht, dass ich Tierversuche durchführe. Es gibt eine Doppelmoral in der Gesellschaft: Alle verwenden Medikamente, aber Tierversuche haben ein schlechtes Image. Das heißt aber nicht, dass ich alle Tierversuche machen würde. Ich habe einmal ein Jobangebot abgelehnt, bei dem ich Forschung an Affen hätte durchführen sollen.

Anna – Forscherin
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Wenn wir drei Jahre lang an der Herstellung einer genetisch veränderten Maus arbeiten, hat sie einen enormen Wert im Labor. Daher behandeln wir sie sehr sorgfältig und machen uns auch ethische Gedanken. Gleichzeitig ist es absurd, welche aufgeblasene Bürokratie hinter Tierversuchsanträgen steckt. Wir haben einmal ein Manuskript von einer wissenschaftlichen Zeitschrift mit dem Kommentar zurückbekommen, dass wir noch weitere Testreihen machen sollen. Dafür musste ich dann wieder einen komplett neuen Tierversuchsantrag schreiben. Das ist wertvolle Zeit, die uns für die Forschung fehlt.

Philipp – Forscher
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Ich arbeite als Tierpfleger in einem Forschungslabor. Die Tiere werden dort wirklich gut betreut. Ich sehe die Mäuse ein bisschen als meine Familie. Ich bin immer sehr neugierig, wenn sie Junge bekommen. Denn wenn den Jungmäusen Haare wachsen, wird es spannend: Die Fellfarbe zeigt nämlich an, ob sie die erwünschte Genveränderung haben und für die Versuche gebraucht werden. Das ist dann aber auch schwierig, denn einen Teil der Mäuse muss ich töten. Ich kenne niemanden, der sich freut in den Tierstall zu gehen, um eine Maus zu töten. Das ist ein gewöhnungsbedürftiger, aber notwendiger Schritt.

Thomas – Tierpfleger
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Mein Wunsch war es immer, Biologie zu studieren, denn mich interessieren Tiere sehr. Im Rahmen des Studiums musste ich einmal in einem Praktikum einen Frosch umbringen. Das gehört zur Forschung dazu, hat es geheißen. Danach habe ich mir gesagt: „Das mache ich nie mehr wieder!“ Ich habe nur gedacht, ich muss das einmal ausprobieren, wie’s mir dabei geht. Aber ich bringe sicher keine Maus um. Es gibt auch Alternativmethoden, bei denen kein Tier zu Schaden kommt. Das ist meine persönliche Einstellung. Ich habe einen Hund und ich weiß aus der Erfahrung mit ihm, dass Tiere auch Gefühle wie wir Menschen haben.

Laura – Studentin
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Tierversuche basieren auf einer nicht mehr zeitgemäßen klaren Trennung zwischen Mensch und Tier. Laut Evolutionsbiologie gibt es keine klaren Artgrenzen, sondern nur graduelle Unterschiede. Und die Hirnforschung stellt zunehmend die Willensfreiheit des Menschen in Frage. Was unterscheidet den Menschen dann noch vom Tier? Auf Basis dieser wissenschaftlichen Befunde lässt sich die moralische Sonderstellung des Menschen nicht länger aufrechterhalten. Bei Tierversuchen wird davon ausgegangen, dass sich Tier und Mensch ähneln und sich somit die Ergebnisse vom Tier auch auf den Menschen übertragen lassen. Dann müssten wir Tiere aber auch gleich behandeln!

Doris – Tierethikerin
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Tierversuche sind ein notwendiges Werkzeug für die Beurteilung der Sicherheit von Chemikalien und Arzneimitteln. Das neue Tierversuchsgesetz trägt für mich eindeutig die Handschrift der TierversuchsgegnerInnen. So sind jetzt etwa Projektzusammenfassungen von genehmigten Projekten für die Öffentlichkeit einsehbar. Es dürfen aber keinesfalls Daten veröffentlicht werden, die Rückschlüsse auf Institutionen und Personen ermöglichen. Denn zu viel Transparenz kann gefährlich sein! Zudem können eine überbordende Bürokratie und zu starke Reglementierung dem Forschungs- und Wirtschaftsstandort Österreich schaden. Es besteht die Gefahr, dass die Forschung in andere Länder mit liberaleren Gesetzen verlagert wird.

Fritz – Wirtschaftsvertreter
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Kürzlich wurde eine neue EU-Richtlinie zu Tierversuchen erlassen. So werden EU-weit einheitliche Ziele und Mindeststandards sichergestellt. In Österreich haben wir die Richtlinie im Tierversuchsgesetz 2012 umgesetzt. Wir haben aber auch die strengeren österreichischen Regelungen beibehalten, wie das ausnahmslos geltende Verbot von Versuchen mit Menschenaffen und die regelmäßigen unangemeldeten Kontrollen von Einrichtungen, in denen Tierversuche durchgeführt werden. Forschende und Zulassungsbehörden können in Zukunft auch auf Leitfäden zurückgreifen, die eine objektive Abwägung zwischen den zu erwartenden Belastungen und dem möglichen Nutzen des Forschungsvorhabens erlauben.

Robert – Österreichischer EU-Abgeordneter
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Als praktische Ärztin sehe ich zwar den Nutzen von Medikamenten, ich bin aber skeptisch gegenüber Tierversuchen eingestellt. Denn historisch betrachtet haben Tierversuche uns nicht immer vor den Risiken neuer Medikamente gewarnt. Contergan und andere Medikamente kamen nach tierexperimentellen Studien auf den Markt. Später stellte sich heraus, dass sie zu Missbildungen bei Neugeborenen oder zu Todesfällen führten. Menschen und Tiere reagieren nicht immer gleich auf Substanzen. Natürlich führen Tierexperimente manchmal auch dazu, dass wir Medikamente erst gar nicht in klinischen Studien an Menschen testen müssen. Ich frage mich aber schon, ob wir mittlerweile nicht genug Medikamente zur Verfügung haben.

Miriam – Allgemeinmedizinerin

INFO CARDSISSUE CARDS

Genug Medikamente?

Ist die medizinische Forschung mittlerweile nicht schon weit genug vorangeschritten? Gibt es nicht bereits ausreichend Medikamente? Rechtfertigt die Entwicklung neuer Medikamente bzw. die Verbesserung bereits existierender Arzneimittel wirklich die Durchführung weiterer Tierversuchen?

Globale Epidemie

Nehmen wir an, eine globale Epidemie bricht aus und bedroht Millionen von Menschen.

Rechtfertigt diese Situation die Durchführung von mehr Tierversuchen oder sogar von Versuchen, die derzeit in Österreich nicht erlaubt sind (z.B. Tierversuche an Menschenaffen)?

Nutztierhaltung

Die Lebensbedingungen von landwirtschaftlichen Nutztieren in intensiven Haltungssystemen sind nicht besser als jene von Labortieren. Fleischessen ist die gesellschaftliche Norm.

Ist es gerechtfertigt, dass jemand, der Fleisch isst, Tierversuche kritisiert oder ablehnt? Oder umgekehrt: Müssen sich VegetarierInnen bzw. VeganerInnen konsequenterweise gegen Tierversuche aussprechen?

Mensch vor Tier?

VertreterInnen der Tierrechtsbewegung fordern das Recht auf Unversehrtheit und das Recht auf Leben für Tiere.

Soll der Menschen über das Tier gestellt werden oder sind die Argumente der TierrechtlerInnen überzeugend?

Umstrittene Übertragbarkeit

Die Übertragbarkeit von aus Tierversuchen gewonnenen
Ergebnissen auf den Menschen ist umstritten.

Sollen Tierversuche auch dann durchgeführt werden, wenn
nicht alle Ergebnisse auf den Menschen übertragbar sind?

Medikamente für Tiere

Sind Tierversuche nur dann gerechtfertigt, wenn sie zur Entwicklung von Medikamenten für Tiere beitragen?

Heimtiere

Auch die Haltung von Heimtieren, wie Katzen und Hunden, dient menschlichen Interessen. Im Unterschied zur Labortierhaltung unterliegt die Haltung von Heimtieren keiner systematischen Kontrolle.

Kann es sein, dass es Labortieren mitunter sogar besser geht als manchen Heimtieren?

Ist Tier gleich Tier?

In der geltenden Tierversuchsgesetzgebung werden die meisten wirbellosen Tiere (z.B. Fliegen) als gar nicht schützenswert und Nagetiere als weniger schützenswert als andere Tiere (z.B. Hunde, Katzen und Primaten) behandelt. An welchen Tieren sind Tierversuche gerechtfertigt und an welchen problematisch? Sollten wir hier überhaupt zwischen Tieren unterscheiden?

Tierversuchsfreie Alternativen

Können der Test am bebrüteten Hühnerei oder die Verwendung von Tieren, die nicht dem Tierversuchsrecht unterliegen, wirklich als tierversuchsfreie Alternative betrachtet werden? Auch die Zellen in Zellkulturen stammen ursprünglich von Tieren.

Was wären für Sie akzeptable Alternativen zu Tierversuchen?

Wer soll entscheiden?

Wer sollte über die Genehmigung von Tierversuchen entscheiden?

Behörden, ExpertInnen und Ethikkommissionen, wie es derzeit der Fall ist, oder eine Art Bürgerjury, die sich aus „NormalbürgerInnen“ zusammensetzt?

Genetisch veränderte Tiere

Ist es zu befürworten, dass Tiere für Forschungszwecke genetisch verändert und in Tierversuchen verwendet werden?

Verlagerung in andere Länder

Könnte es sein, dass Tierversuche einfach in anderen Ländern durchgeführt werden, wenn die europäischen Regelungen zu streng sind?

Wenn ja, wie sollen wir damit umgehen?

Verteilungsgerechtigkeit

In anderen Staaten können sich viele Menschen Medikamente, die für uns alltäglich sind, nicht leisten.

Sollten wir, bevor neue Arzneimittel auf der Grundlage von Tierversuchen entwickelt werden, zuerst den Zugang zu vorhandenen Medikamenten erweitern?

Schaden-Nutzen-Abwägung

Sollten Entscheidungen für oder gegen Tierversuche auf der Grundlage einer Schaden-Nutzen-Abwägung getroffen werden?

Kann die Belastung der Tiere überhaupt direkt dem Nutzen für den Menschen gegenübergestellt werden? Welche Gründe können die Belastung von Versuchstieren rechtfertigen?

Mensch als „Versuchskaninchen“

Wäre der Mensch als „Versuchskaninchen“ eine Alternative zu Tierversuchen?

Könnte man Medikamente mit unbekannten Nebenwirkungen nicht gleich am Menschen (freiwilligen ProbandInnen) testen, ohne sie vorher an Tieren erprobt zu haben?

Vertrauen in Forschende

Die Durchführung von Tierversuchen unterliegt engmaschigen gesetzlichen Vorschriften.

Stehen diese Regelungen vielleicht dem Fortschritt im Wege?
Sollte man den Forschenden stärker vertrauen und Entscheidungen über Tierversuche ihrem subjektiven Gewissen überlassen?

Ausbildung

Sollten Tierversuche bereits im Rahmen von biomedizinischen Ausbildungen verpflichtend durchgeführt werden oder reicht es aus, wenn man als ForscherIn erst in der späteren Praxis damit konfrontiert wird?

Inwiefern sollten Ethik und Recht im Tierversuch in den jeweiligen Lehrplänen verankert sein?

An Menschenaffen getestete Impfstoffe

In den USA wird an einem Impfstoff gegen Hepatitis-C an Schimpansen geforscht.

In Österreich ist Forschung an Menschenaffen verboten.

Sollte der Impfstoff dann überhaupt bei uns auf den Markt gebracht werden?

Aktionen von TierschützerInnen

TierschützerInnen greifen immer wieder auf zum Teil spektakuläre und umstrittene Aktionen zurück, um auf ihre Anliegen aufmerksam zu machen.

Was wären akzeptable Aktionen und welche könnten Sie nicht befürworten?

Mehr Transparenz

Tierversuchsstatistiken und nichttechnische Projektzusammenfassungen sind für die Öffentlichkeit zugänglich.

Sollten noch mehr Informationen öffentlich gemacht werden? Wäre es z.B. wünschenswert, der Öffentlichkeit Einblicke in die Forschungspraxis mit Tierversuchen zu geben? Wenn ja, auf welche Art und Weise?

Prävention statt Tierversuche

Bei vielen Krankheiten, wie z.B. Fettleibigkeit, Depressionen oder Lungenkrebs, handelt es sich um Zivilisationskrankheiten, für die wir zum Teil selbst verantwortlich sind.

Sollten wir mehr auf Gesundheitsprävention (z.B. gesündere Ernährung, sportliche Betätigung) als auf Krankheitsbekämpfung setzen? Wäre das effektiver oder ethisch vertretbarer als Therapien zu entwickeln, die an Tieren erprobt werden müssen?

Religion

In der jüdisch-christlichen Tradition geht man davon aus, dass nur der Mensch nach dem Ebenbild Gottes geschaffen wurde und damit allen anderen Lebewesen übergeordnet ist.

Östliche Religionen wie der Buddhismus lehren Mitgefühl mit allen Lebewesen und die Möglichkeit der Wiedergeburt auch als Tier.

Sollte religiösen Zugängen eine Rolle in der Debatte um Tierversuche zukommen?

Projektion

Menschen reagieren manchmal so emotional auf Tierversuche, weil sie ihre eigenen Schmerzen und Leiden auf Tiere projizieren.

Können wir überhaupt wissen, ob Tiere ähnlich fühlen wie der Mensch?

Ist menschenähnliches (Schmerz-)Empfindungsvermögen ein entscheidendes Kriterium zur Beurteilung von Tierversuchen?

Gesetze

Halten Sie die Richtlinien und gesetzlichen Vorgaben, wie sie derzeit in der EU bzw. in Österreich gelten (=> Info-Karten), für ausreichend?

Sollten diese in bestimmten Bereichen verschärft oder gelockert werden? Wenn ja, welche?

Lebensbedrohliche Krankheiten

Sind Tierversuche zur Erforschung von lebensbedrohlichen Krankheiten, wie Krebs, eher akzeptabel als Forschung zu psychischen Erkrankungen, Fettleibigkeit oder chronischen Schmerzen?

Belastung als entscheidend

Sollten wir alle Tierversuche akzeptieren, die bei Tieren nur geringe Belastungen (=> Info-Karten 12 und 13) verursachen?

Sollte der Grad der Belastung der Tiere überhaupt unser zentrales Entscheidungskriterium für oder gegen Tierversuche sein?

Leben verlängern

Tierversuche werden unter anderem durchgeführt, um Therapien gegen lebensbedrohliche Krankheiten wie Krebs zu entwickeln.

Sollten wir als Menschen überhaupt versuchen, Leben um jeden Preis zu verlängern oder sollten wir der Natur ihren Lauf lassen?

Verantwortung

Wie können wir als Gesellschaft verantwortungsvoll mit Tierversuchen umgehen?

Was bedeutet für uns Verantwortung in Bezug auf Tierversuche?

Menschliche Neugier

Der Mensch ist von Natur aus neugierig und an neuem Wissen interessiert.

Ist unser Interesse am biomedizinischen Fortschritt entscheidender als die Belastungen, denen Versuchstiere unterliegen?

Generelles Tierversuchsverbot

Stellen Sie sich folgendes Szenario vor: Tierversuche werden in der gesamten EU - oder gar weltweit - verboten.

Was würde passieren?

Wie würde sich das auf die Forschung auswirken? Würde das Verbot auch Ihr Leben beeinflussen?

Alternativmedizin

Mittlerweile gibt es ein breites Spektrum an alternativmedizinischen Ansätzen (z.B. Homöopathie, Ayurveda), die immer mehr Zuspruch finden und ganz ohne Tierversuche auskommen.

Sollten wir daher stärker auf Alternativmedizin statt auf Schulmedizin setzen?

Definition Tierversuch

Ein Tierversuch liegt dann vor, wenn einem Tier, das dem Tierversuchsgesetz unterliegt (=> Info-Karte 2), zu wissenschaftlichen Zwecken oder Bildungszwecken
Belastungen zugefügt werden, die einem Einstich mit einer Injektionsnadel (Kanüle) gemäß guter tierärztlicher Praxis gleichkommen oder darüber hinausgehen. Das Töten von Tieren allein zur Verwendung ihrer Gewebe oder Organe gilt nicht als Tierversuch.

Versuchstiere

Als Versuchstiere gelten seit 2012 nicht nur Wirbeltiere (Säugetiere, Vögel, Amphibien, Reptilien und Fische), sondern auch eine wirbellose Tiergruppe (=> Info-Karte 3), Föten von Säugetieren im letzten Drittel ihrer Entwicklung und Larven von Wirbeltieren, die selbstständig Nahrung aufnehmen können (z.B. Kaulquappen).

Wirbellose Tiere

Seit 2012 unterliegt erstmals eine Gruppe wirbelloser Tiere, die sog. Kopffüßer (z.B.Tintenfische), dem Tierversuchsrecht. Denn man weiß heute, dass ihr Schmerzempfindungsvermögen mit dem der Wirbeltiere vergleichbar ist. Andere wirbellose Tiere (z.B. Insekten) werden weiterhin weder durch das Tierversuchsgesetz geschützt noch in der Tierversuchsstatistik erfasst.

Tierversuchsstatistik

Im Jahr 1999 lag die Zahl der statistisch erfassten Versuchstiere in Österreich noch bei 129.600. 2013 waren es 208.559 Tiere.
EU-weit wurden 2011 etwa 11,5 Millionen Tiere zu wissenschaftlichen Zwecken verwendet. Das am häufigsten verwendete Versuchstier ist sowohl in Österreich als auch in der EU die Maus.

Zweck

Tierversuche dienen vor allem der Erforschung von biologischen Prozessen in Organismen und der Entwicklung, Herstellung und Prüfung bestimmter Stoffe bzw. Produkte (z.B. Arzneimittel). 2013 wurde in Österreich ungefähr die gleiche Anzahl von Tieren für Grundlagenforschung, angewandte Forschung und zur Herstellung und Prüfung von Stoffen verwendet.

Genehmigungen

Bevor ein Projekt, das Tierversuche umfasst, durchgeführt werden darf, müssen mehrere Genehmigungen eingeholt werden: für das Projekt bzw. den Tierversuch, die Projektleitung und die Tierversuchseinrichtung. Tierversuche werden in der Pharmazeutischen Industrie, in Chemieunternehmen, an Universitäten, Forschungskliniken und -instituten durchgeführt.

Schaden-Nutzen-Analyse

Das Tierversuchsgesetz 2012 verpflichtet die Behörden im Rahmen des Genehmigungsverfahrens eine „Schaden-Nutzen-Analyse“ vorzunehmen und damit die ethische Vertretbarkeit des Forschungsvorhabens zu beurteilen. Ein geplanter Tierversuch gilt nur dann als vertretbar, wenn der erwartete Nutzen in angemessenem Verhältnis zur voraussichtlichen Belastung der Tiere steht.

Gesetzlich angeordnete Tierversuche

Um die Sicherheit und Wirksamkeit von Arzneimitteln zu gewährleisten, werden sie zuerst in der Zellkultur, dann im Tierversuch und schließlich im Rahmen klinischer Studien an menschlichen ProbandInnen überprüft. Dieser Ablauf ist gesetzlich vorgeschrieben. Auch andere Stoffe, wie Farben oder Pestizide, müssen einer Unbedenklichkeitsprüfung - die Tierversuche beinhalten kann - unterzogen werden.

3-R-Konzept

Drei Leitprinzipien des EU-Tierversuchsrechts sind:
Replacement (Vermeidung), Reduction (Verringerung) und
Refinement (Verbesserung). Tierversuche sollen vollständig oder zumindest teilweise durch Alternativmethoden ersetzt und die Anzahl an Versuchen sowie Versuchstieren verringert werden. Auch die Belastungen für Versuchstiere sollen minimiert
werden (=> Info-Karte 11).

Transparenz

Seit 2013 sind Informationen über genehmigte Projekte, die Tierversuche beinhalten, auf der Website des Bundesministeriums für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft veröffentlicht. Sie enthalten Angaben über Projektziele, den Zweck des Tierversuchs, den zu erwartenden Schaden und Nutzen, die Anzahl und Art der vorgesehenen Versuchstiere sowie die Umsetzung des 3-R-Konzepts (=> Info-Karte 9).

Belastungen

Alle Beeinträchtigungen, die Tieren im Zusammenhang mit Tierversuchen zugefügt werden, werden als Belastungen bezeichnet. Belastungen umfassen Schmerzen, Leiden, Ängste und dauerhafte Schäden. Das Ausmaß an Belastungen, dem Versuchstiere ausgesetzt sein können, ist sehr unterschiedlich; Tierversuche werden daher in vier Schweregrade eingeteilt (=> Info-Karten 12 & 13).

Schweregrad

In Projektanträgen muss die voraussichtliche Belastung von Versuchstieren nach Schweregrad angegeben werden: keine Wiederherstellung der Lebensfunktion: Maßnahme und Tötung unter Vollnarkose; gering: kurzzeitig geringe Belastungen; mittel: kurzzeitig mittelstarke
oder lang anhaltende geringe Belastungen; schwer: kurzfristig starke oder lang anhaltende mittelstarke Belastungen (=> Info-Karten 11 & 13).

Beispiele für Schweregrade

„Gering“: Einstich mit einer Injektionsnadel (z.B. für Blutabnahme); „mittel“: chirurgische Eingriffe unter Vollnarkose, die mit postoperativen Schmerzen, Leiden oder einer Beeinträchtigung des Allgemeinzustands verbunden sind; „schwer“: Organtransplantation, bei der zu erwarten ist, dass die Abstoßung zu schweren Ängsten oder Beeinträchtigungen der Tiere führt (=> Info-Karten 11 & 12).

Tierversuchskommission des Bundes

Die Aufgaben der Tierversuchskommission des Bundes
sind die Beratung der zuständigen Behörden und Tierschutzgremien sowie der Informationsaustausch
innerhalb der EU. Die Kommission setzt sich aus ehrenamtlich tätigen VertreterInnen der Ministerien,
Universitäten, Kammern und Tierschutzorganisationen
zusammen.

Haltung

Das Lebensumfeld von Versuchstieren muss der Tierart
angepasst sein. Vorgeschrieben sind z.B. Käfigmindestgröße, Zugang zu Futter und Wasser, Einstreu und bei sozial lebenden Arten Gruppenhaltung. Zudem gibt es zunehmend Bemühungen, den Lebensraum von Labortieren durch eine entsprechende Ausstattung
der Käfige (z.B. mit Rückzugs- und Beschäftigungsmöglichkeiten) zu verbessern.

Tierärztliche Betreuung

Nach dem Tierversuchsgesetz 2012 muss in jeder Einrichtung, in der Versuchstiere gehalten werden, die tierärztliche Betreuung sichergestellt sein. Züchter und Lieferanten von Versuchstieren sowie Verwender (Tierversuchseinrichtungen) haben daher eine Tierärztin oder einen Tierarzt mit Fachkenntnissen im Bereich der Versuchstiermedizin oder eine andere einschlägig qualifizierte Person zu benennen.

Wiederholung von Versuchen

Grundsätzlich ist es verboten, Tierversuche, die bereits einmal durchgeführt wurden, zu wiederholen. Wenn Studien zu keinen interessanten Ergebnissen führen, werden diese aber meist nicht veröffentlicht. Dadurch steigt die Wahrscheinlichkeit, dass ähnliche Versuche von anderen Forschenden doch noch einmal durchgeführt werden.

Alternativmethoden

Alternativen zu Tierversuchen sind z.B. Tests an Gewebe- und Zellkulturen (z.B. von Hefe, Pflanzen, aber auch von Tieren und Mensch), Computersimulationen oder bildgebende Verfahren. Untersuchungen an tierischem Material (z.B. an Organen toter Tiere), an bebrüteten
Hühnereiern (=> Info-Karte 19) oder an Tieren, die nicht dem Tierversuchsrecht unterliegen (z.B. Fliegen), gelten auch als Alternativmethoden.

Hühnerei-Test

Tests an bebrüteten Hühnereiern gelten als Alternative zu Tierversuchen, da Vogelembryonen in keinem Entwicklungsstadium unter das Tierversuchsgesetz fallen. Die zu prüfenden Substanzen werden durch ein Loch in der Eischale auf die Aderhaut bebrüteter Hühnereier gebracht. Da diese keine Nerven enthält, ist der Test schmerzfrei und ethisch eher vertretbar (=> Info-Karte 18).

Medizinische Erfolge

Der Forschung an Tieren sind zahlreiche medizinische Errungenschaften zu verdanken. Beispiele für Erfolge aus jüngerer Zeit sind Medikamente und Therapien gegen Asthma, Diabetes Typ 2, Brust- und Prostatakrebs sowie die Impfung gegen HPV (humane Papillomaviren). Auch Techniken der Transplantationsmedizin beruhen auf Ergebnissen aus Tierversuchen.

Belastungen abseits von Versuchen

Abgesehen von Belastungen durch experimentelle Maßnahmen können Versuchstiere auch durch Haltungsbedingungen, Handling (z.B. Anfassen, Festhalten) oder Kennzeichnungsmethoden (z.B. Implantieren eines Mikrochips, Lochen einer Ohrmuschel) belastet werden.

Übertragbarkeit von Versuchsergebnissen

Empirische Studien zeigen, dass sich Ergebnisse aus Tierversuchen teilweise auf den Menschen übertragen lassen. So werden über 50% der erwünschten Wirkungen von Arzneimitteln und 60-70% ihrer unerwünschten Wirkungen durch Tierversuche korrekt eingeschätzt.

Contergan-Fall

Das Beruhigungs- und Schlafmittel Contergan wurde ab 1957 weltweit vertrieben, nachdem es im Tierversuch keine Nebenwirkungen gezeigt hatte. Es dauerte einige Jahre bis ein Zusammenhang zwischen dem Anstieg an missgebildeten Neugeborenen und Contergan bewiesen wurde. Nach dem Skandal wurden die Zulassungsanforderungen von Arzneimitteln verschärft.

Wenige neue Medikamente

Viele Projekte zur Entwicklung von Medikamenten führen nicht zu einer erfolgreichen Markteinführung. Die Mehrzahl der Projekte muss vorzeitig beendet werden. Von 5.000 bis 10.000 Substanzen, die im Tierversuch untersucht werden, gelangen durchschnittlich nur 9 in die klinische Testphase. Von diesen 9 Substanzen kommt im Schnitt nur eine nach 13,5 Jahren auf den Markt.

Genetisch veränderte Tiere

In der Forschung werden zunehmend genetisch veränderte Tiere eingesetzt. Beispielsweise werden bestimmte Gene, die beim Menschen eine Krankheit auslösen, in das Erbgut einer Maus eingebracht. Die Herstellung einer neuen genetisch veränderten Tierlinie ist ein Tierversuch. Die Erhaltung (Weiterzucht) bestehender Linien gilt so lange als Tierversuch bis nachgewiesen ist, dass die Tiere nicht mehr belastet sind.

Primaten

Primaten werden vor allem für neurowissenschaftliche
Studien und in der Infektionsforschung eingesetzt. Versuche an Menschenaffen (z.B. Schimpansen, Gorillas) sind äußerst umstritten. Ihre Menschenähnlichkeit legt nahe, dass sie auch ähnlich leidensfähig sind. Menschenaffen kommen in der EU so gut wie gar nicht mehr in der Forschung zum Einsatz. In Österreich sind Versuche an Menschenaffen verboten.

Mäuse

Mäuse und andere Kleinnagetiere werden aufgrund ihrer hohen Fruchtbarkeit (kurze Generationszeiten) häufig als Modellorgansimen für Forschungszwecke genutzt. Weitere Gründe für ihre Verwendung sind, dass sie relativ leicht und kostengünstig zu halten sind. Zudem haben über 90% ihrer Gene ähnliche Strukturen und Funktionen wie jene des Menschen.

Verbot von Tierversuchen für Kosmetika

Für in Österreich hergestellte Kosmetika gilt seit 1999 ein Verbot von Tierversuchen. In der EU dürfen mittlerweile weder kosmetische Fertigprodukte noch einzelne Inhaltsstoffe an Tieren getestet werden. Seit 2013 ist es zudem verboten, neue Kosmetika, die an Tieren getestet wurden, zu verkaufen. In China oder den USA sind Tierversuche für Kosmetika erlaubt bzw. teilweise sogar vorgeschrieben.

Tierversuch zur Krebsentwicklung

Ziel eines Tierversuchs war es zu untersuchen, wie sich verschiedene Krebsarten im Körper entwickeln. Als Versuchstiere wurden 300 Mäuse verwendet. Der erwartete Schweregrad wurde als mittel bis schwer eingeschätzt. Im Rahmen des Tierversuchs wurde dann Krebsgewebe in die Mäuse implantiert, um die Krebsentwicklung zu studieren.

Test eines Medikaments gegen Alzheimer

Im Rahmen eines Tierversuchs wurde getestet, ob ein neues Medikament gegen Alzheimer wirkt und welche Nebenwirkungen es auslöst. Hierzu wurde 100 Ratten ein Mittel verabreicht, das bei den Tieren Alzheimer-ähnliche Symptome auslöst. Danach wurden die Tiere mit dem Medikament behandelt, um die Effekte zu beobachten. Der erwartete Schweregrad wurde als leicht eingestuft.

Umstrittene Tests

Beim umstrittenen Draize-Test handelt es sich um einen Augenreizungstest an Kaninchen. Er wird heute meist durch den Hühnerei-Test ersetzt (=> Info-Karte 19). Beim stark kritisierten LD-50-Test wird den Versuchstieren eine Substanz verabreicht und jene Menge ermittelt, bei der die Hälfte der Tiere stirbt. Dieser Test ist in Österreich nur unter bestimmten Voraussetzungen in Ausnahmefällen zulässig.

Ethikkommissionen

An vielen Universitäten führen Ethikkommissionen eine Vorbegutachtung von Projektanträgen durch, die Tierversuche beinhalten. Die Anträge werden in Hinblick auf ihre wissenschaftliche Sinnhaftigkeit bzw. klinische Relevanz geprüft sowie unter dem Aspekt der „3R“ (=> Info-Karte 9) beurteilt. So wird z.B. die Möglichkeit der Anwendung von Alternativmethoden geprüft.

Öffentliche Meinung

Tiere haben heute einen deutlich höheren Stellenwert in der Gesellschaft als noch vor einigen Jahrzehnten. Dennoch sprachen sich 66% der Befragten in einer 2010 durchgeführten europaweiten Umfrage für Tierversuche aus, wenn diese neue Informationen zu menschlichen Krankheiten liefern. Von den befragten ÖsterreicherInnen
befürworteten dies allerdings nur 52%.

Aktionen von TierschützerInnen

Immer wieder kommt es zu Aktionen von TierschützerInnen, die sich gegen Pharmaunternehmen und Forschende richten. 2013 brachen TierschützerInnen in Labore der Universität Mailand ein und zerstörten Versuchsanordnungen, indem sie Tiere und Käfigbeschriftungen vertauschten. TierschützerInnen berichten andererseits auch von Situationen, in denen sie ohne ihr Zutun bedroht wurden.

Nach dem Versuch

Kleinere Tiere werden nach dem Abschluss der Versuche zumeist getötet. Manche werden auch als Futtertiere lebend an Zoos vermittelt. Größere Versuchstiere oder Tiere, die zu Ausbildungszwecken verwendet wurden, werden auch an private Halter vergeben, die ihre Pflege übernehmen.

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