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“(Wozu) brauchen wir einen digitalen Euro?” ist ein kooperatives Gesellschaftsspiel für 4 bis 7 Spieler:innen.

Author / translator Ralf Grötker

“(Wozu) brauchen wir einen digitalen Euro?” ist ein kooperatives Gesellschaftsspiel für 4 bis 7 Spieler:innen. Im Spielverlauf decken die Spieler:innen Karten auf, die kurz gefasste Einzelinformationen über Hintergründe und mögliche Folgen der neuen digitalen Währung beinhalten, welche die Eupäische Zentralbank in den kommenden Jahren bereitstellen will. Karte für Karte setzt sich so  ein Bild zusammen. Während verschiedener Stationen sind die Spieler:innen gefordert, einzeln und als Team Aktionen durchzuführen und Positionen zu entwickeln: Braucht es einen digitalen Euro? Was sind die Folgen für  Bürger:innen und Konsument:innen? Welche Ziele sollte die Europäische Zentralbank bei der Entwicklung des digitalen Euro vor allem verfolgen?

“(Wozu) brauchen wir einen digitalen Euro?” ist Teil eines wissenschaftlichen Diskursprojekts des Zentrum nachhaltige Digitalisierung (Zevedi) in Darmstadt.  Mit dem Spiel verfolgen wir  ein Forschungsziel: Durch die Beobachtungen, die wir in Spielrunden machen, wollen wir herausfinden, welche Informationen es aus Sicht von Bürger:innen braucht, damit die Öffentlichkeit ein gutes Verständnis über mögliche gesellschaftlichen Folgen des digitalen Euro erlangt.

Created 12 March 2023
Last edited 24 March 2023
Topics Economy, Technology

Policy positions

Policy position 1

Auf den Dig€ verzichten!
Die EZB sollte ihre Bemühungen um den digitalen Euro besser einstellen. Niemand braucht so etwas. Als Konsument:innen sind wir mit Paypal & Co. bestens bedient. Und wir Normalbürger haben auch kein Problem damit, dass das Geld auf unserem Konto angeblich nicht sicher ist: Die gesetzliche Einlagensicherung liegt bei 100.000 Euro pro Einleger und pro Kreditinstitut. Für die meisten reicht das.

Policy position 2

Kriminalität bekämpfen!
Der Dig€ bietet uns eine einmalige Chance, radikal gegen Geldwäsche, Steuerhinterziehung,die Umgehung von Sanktionen, illegalen Handel und Terrorismusfinanzierung vorzugehen. Nutzen wir sie und gestalten wir den DiG dem entsprechend - so, dass staatliche Behörden im Ernstfall Transaktionen via Dig€ rückverfolgen können. Außerdem: Engere Limits für Bar-Transaktionen. Geschäfte mit Kryptowährungen schärfer kontrollieren.

Policy position 3

Für eine politisch handlungsfähige Zentralbank! Ein vorrangiges Ziel bei der Entscheidung für oder gegen die Einführung eines Dig€ und bei der Ausgestaltung des Dig€ sollte sein, die politische Handlungsfähigkeit der Zentralbank aufrecht zu erhalten. Diese wird durch die steigende Popularität von Währungen und Bezahloptionen wie Kryptowährungen oder tokenisierte Vermögenswerte geschwächt, die nicht an Zentralbankgeld gekoppelt sind.

Policy position 4

Die Giralgeld-Vermehrung stoppen! Bei konstant bleibender Menge der Geldbasis (=Zentralbankgeld) ist die Menge des frei auf den Märkten flottierenden Kapitals in Form von Giralgeldes immer stärker angestiegen. Stärker gestiegen als das Wirtschaftswachstum. Für normale Bürger:innen hat dies in der Summe negative Folgen. Mit dem Dig€ sollte deshalb das Ziel verfolgt werden, den Giralgeld-Anteil im Verhältnis zum Zentralbankgeld zu reduzieren.

Policy position 5

Für eine datensichere und Privacy-freundliche Weise, digital zu bezahlen
Mit der steigenden Popularität von Online-Versandhandel ist es für uns immer mehr normal geworden, beim Bezahlen auf Finanzdienstleister wie Klarna, Paypal oder Visa zurück zu greifen. Seit Corona zahlen wir auch an der Ladentheke digital . Mit Blick auf Datensicherheit und -schutz sind bessere Lösungen denkbar. Der Dig€ sollte definitiv eine solche bessere Lösung sein.

Policy position 6

Banking the unbanked. Verbraucherschutzzentralen und Schuldnerberatungsstellen schätzen, dass derzeit in Deutschland circa 500.000 unfreiwillig ohne Bankkonto leben. Innerhalb der EU haben 30 Millionen keinen Zugang zu einem regulären Konto. Wiederum andere möchte aus Gründen des Datenschutzes lieber bar als via Überweisung oder Karte über die Bank bezahlen. Der Dig€ sollte für diese Menschen eine Lösung sein

Story cards

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Ich bekomme 2,50 Euro Taschengeld in der Woche. Soll ich die künftig in Form von digitalen Euros bekommen? Selbst wenn der digitale Euro auf einer Art Prepaid-Karte gespeichert wäre: Woher soll ich denn wissen, wieviel da noch drauf ist? Total unpraktisch. Die Leute von der EZB sollten mal uns Kinder fragen, was sie von ihren Plänen halten.

Piet, 8 Jahre
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Wir denken darüber nach, in Europa eine digitale Zentralbankwährung einzuführen, um der steigenden Nachfrage nach sicheren und vertrauenswürdigen elektronischen Zahlungen nachzukommen. Von der Zentralbank ausgegebenes digitales Geld würde einen Stabilitätsanker für die Zahlungs- und Währungssysteme darstellen. Ein digitaler Euro würde auch die Währungssouveränität des Euroraums stärken und den Wettbewerb und die Effizienz im europäischen Zahlungsverkehrssektor fördern.

Da wir uns noch in der Untersuchungsphase befinden, liegen uns noch nicht alle Einzelheiten des endgültigen Vorschlags vor. Aber wir haben viel über das Konzept eines digitalen Euro und seine Vor- und Nachteile nachgedacht. Klar ist schon jetzt, dass ein digitaler Euro zugänglich, robust, sicher, effizient und gesetzeskonform sein sollte. Wir würden auch ein Höchstmaß an Datenschutz gewährleisten.

Barbara, 52, Zentralbankerin
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“Buy now, pay later”: Vor allem jüngere Menschen machen davon Gebrauch. Für manche scheint das fast so etwas wie ein Statussymbol zu sein. Auf Tiktok gibt es zu dem Hashtag #klarnaschulden bereits mehr als 45 Millionen Aufrufe. Viele erwischt es am Ende kalt, wenn sie die Rückzahlungen aus ihren vielen Käufen nicht mehr bedienen können. Das alles hat auch damit zu tun, dass wir heute vieles nicht mehr bar bezahlen, sondern mit Karte oder am Smartphone. Fast ein Drittel der 575.000 Menshen, die im Jahr 2021 Hilfe bei einer Schuldnerberatungsstelle in Anspruch genommen haben, hatten Schulden bei Online- und Versandhändlern.
Psychologisch betrachtet, erleidet man weniger Verlustschmerz, wenn man digital bezahlt, als wenn das Geld hinterher im Portemonnaie fehlt. Man kann sich auch, wenn man mit Karte bezahlt, hinterher nicht mehr so gut an die Summe erinnen wie wenn man bar bezahlt. Je mehr wir beim Bezahlen insgesamt Richtung Digital gehen, umso bekommen Menschen, die dazu neigen, mehr auszugeben als sie können, Probleme. Der digitale Euro ist ein weiterer Schritt in diese Richtung.

Frederike, 42, Schuldnerberaterin
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Ein Geldsystem ohne Bargeld ist wie ein Transportsystem ohne Fahrräder. Die Umstellung auf digitale Zahlungen erscheint oberflächlich bequem, aber sie konzentriert die Macht in den Händen einiger weniger Technologie- und Finanzkonzerne, untergräbt die finanzielle Privatsphäre und Widerstandsfähigkeit und trägt durch die wachsende Digitalisierung zu einer Spaltung bei, indem sie große Teile der Gesellschaft ausschließt. Im Gegensatz zu digitalen Zahlungen [Kryptowährungen]  stürzt Bargeld nicht ab und unterstützt die lokale Wirtschaft. Wir müssen die Vorstellung ablehnen, dass ein Übergang zu einer bargeldlosen Gesellschaft unvermeidlich ist und für unser öffentliches Geldsystem kämpfen.”

Brett, 35, Finanzaktivist
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Bisher beteiligen sich bisher primär Zentralbanken und Geschäftsbanken an den Diskussionen rund um Digitales Zentralbankgeld (CBDC). Aus unserer Sicht muss ein CBDC jedoch in erster Linie den zukünftigen Benutzer:innen Vorteile bringen. Wichtig für die Bürger:innen  ist, dass sie ein stabiles und ausfallsicheres Geld haben, vor Partikularinteressen geschützt sind und zwischen öffentlichem und privatem Geld wählen können. Öffentliches Geld: das ist das von der Zentralbank zur Verfügung gestellte Geld. Heute haben wir solches Geld in Form von Bargeld. Geschäftsbanken verwenden Zentralbank-Geld, um Kredite abzusichern und um Bank-zu-Bank-Überweisungen zu organisieren. Und künftig, so der Plan, soll als weitere Form von öffentlichem Geld der Dig€ hinzukommen. Privates Geld: das sind die Guthaben auf den Paypal-Konten oder auf den Konten der Geschäftsbanken, also von Sparkasse & Co.

Nina, 39, Verbraucherschützerin
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Ich selbst verwende kein Smartphone und ich bezahle beim Einkaufen auch prinzipiell bar und nicht mit Karte. Einfach, weil ich nicht überall eine Datenspur hinterlassen möchte, die ich nicht mehr kontrollieren kann. Ich meine: Einen Dig€ braucht kein Mensch. Was wir in Deutschland vielmehr benötigen, ist eine stärkere Regulierung von Crypto-Marktplätzen. Eine Glücksspielsteuer auf Spekulationsgewinne mit Bitcoin. Ein besserer Verbraucherschutz für Kund:innen von Unternehmen, die digitale Bezahlsysteme anbieten. Was wir nicht brauchen, ist dass der Staat als Förderer der Blockchain-Technologie einsteigt oder als Anbieter von Konten und Apps für den Dig€. 267

Tanja, 31, Digitalskeptikerin
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Banken, Tech-Firmen, Staat: Sie stecken alle unter einer Decke. Deshalb ist auch nicht zu erwarten, dass der Dig€ den Banken ihre Privilegien streitig machen wird. Zentralbanker reden gern von einem “stabilen Zahlungssystem“  und dass man mit dem Dig€ „Geld für digitale Transaktionen breit verfügbar machen“ will. Mit diesem Techno-Sprech streuen sie uns Sand in die Augen. Wenn man mich fragen würde: eine einfache Plastikkarte, so wie Geldkarte, die mancherorts im Einsatz ist, würde alle Funktionen bereit halten, die wir brauchen. Oder wie die Telefonkarten, die es eine Zeitlang gab.  Eine elektronische Geldbörse, auf der eine bestimmte Anzahl von Dig€s gespeichert ist. Unabhängig vom Bankkonto. Wenn man die Karte verliert, sind die Dig€s weg, so wie Bargeld. Oder wie bei einer Prepaid-Karte. Man muss sich auch nicht ausweisen, um mit der Karte zu bezahlen und auch nicht, um darauf Geld einzuzahlen. Überwachungsfrei und ohne Schnickschnack. Und gerne von der EZB, als öffentliche Infrastruktur, und nicht von privaten Unternehmen.

Maurice, 43, Freiheitsfreund und Staatsgegner
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Einige Wenige haben viel. Zu viel. Die Meisten verdienen und besitzen eher wenig. Wichtig ist: Dazwischen besteht ein Zusammenhang. Das eine ist die Ursache für das andere. Als Linker bin ich der Überzeugung, dass nur ein starker Staat uns helfen kann, das kapitalistische Wirtschaftssystem in seine Schranken zu weisen. Nur der Staat kann die Reichen besteuern. Nur der Staat kann all denen, die am unteren Ende der Einkommens- und Vermögensskala stehen, unter die Arme greifen. Auch die Regulierung von Finanzmärkten ist eine Aufgabe des Staates. Mit dem Dig€ könnten wir alle den Anbietern von digitalen Bezahlsystemen mit ihren oft unverschämten und in Sachen Datenschutz nicht optimalen Geschäftspraktiken endlich Paroli zu bieten. Und dann ist da noch die Sache mit der Geldpolitik – den Zinssätzen,  mit denen die Zentralbank steuernd ins Geschehen eingreifen kann. Mit dem DigE wird die Gestaltungsmacht der Zentralbank gestärkt. Das finde ich prinzipiell gut, denn somit werden Optionen geschaffen, die man für linke Politik nutzen kann.

Sabine, 39, Linke
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Ich habe wenig Vertrauen in die Fähigkeiten von Staat und Regierung, Probleme zu lösen. Planwirtschaft hat noch nie funktioniert. Ich glaube an die kollektive Selbstorgansation durch die freien Kräfte des Marktes, und an die Innovationen, die in einem solchem Umfeld fast zwangsläufig entstehen. Und Innovationen, nicht steuernde Eingriffe des Staates mit ihren meist nicht beabsichtigten und fast immer schädlichen Nebenfolgen, bringen uns voran. Innovationen wiederum werden von Einzelpersonen mit Ideen und Tatkraft vorangebracht. Von Unternehmer:innern.
Der Dig€ ist nichts anderes als der Versuch des Staates beziehungsweise des europäischen Staatenbundes, seine Pfründe zu sichern, uns noch enger zu überwachen und unser Verhalten zu dirigieren. Das so genannte Verwahrentgeld - sprich: Negativzinsen - die uns die Banken 2021/2022 den Anweisungen aus Europa folgend aus der Tasche gezogen haben, sollte uns eine Warnung sein.
Dass die EZB mit dem digitalen Euro aufrüsten will, kann man verstehen. Denn staatliches Geld bekommt mächtig Konkurrenz durch Kryptowährungen und neue Formen der di

Thorsten, 43, Gründer eines Fin-Tech-Startups
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Schon mal gewundert, warum Leute im Discounter nicht zur Selbstscanner-Kasse gehen, obwohl sie nur einen oder zwei Artikel haben, und an der Normal-Kasse eine Schlange ist? Die Antwort ist: Manche Leute haben oder nutzen tatsächlich keine EC-Karte!  Vielleicht, weil sie Probleme haben, ein Bankkonto zu eröffnen. Sie haben keinen Pass, keine Adresse. Oder sind nicht kreditwürdig. Oder sie wollen einfach nicht getrackt werden, keine Datenspur beim Bezahlvorgang hinterlassen. Der Dig€ könnte so gestaltet werden, dass er auch diesen Bedürfnislagen gerecht wird - als Alternativ zu nichtdigitalem Bargeld für Leute, die ansonsten digitale Zahlungen ablehnen oder nicht durchführen können.

Matthias, 25, Sprecher eines Vereins für sozial Benachteiligte
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Kindern gibt man das Taschengeld in bar, damit sie lernen, Kontrolle über ihre Ersparnisse und Ausgaben zu bekommen. Mit Digitalgeld würde das kaum funktionieren. Bekanntlich geht es manchen Erwachsenen nicht anders. Sie haben ihr Geld lieber zuhause als auf der Bank. Es geht hier nicht so sehr um die sprichwörtliche Oma mit ihrem Sparstrumpf oder den Opa mit Bargeld unterm Kopfkissen oder im Kleiderschrank. Wichtiger, auch von der Anzahl her, sind einkommensschwache Menschen, die im System unserer Gesellschaft keinen festen Halt gefunden haben. Menschen, die -  mit gutem Grund - wenig Vertrauen darein haben, dass die Institutionen, die für die Mehrheit der Bürger:innen gute Dienste leisten, auch für sie funktionieren werden. Schön wäre es, wenn der Dig€ und ebenso digitale Zentralbank-Währungen in nicht-europäischen Ländern so gestaltet würde, dass gerade für solche Menschen attraktive Lösung geschaffen würden. Digitales Zentralbankgeld müsste so einfach wie eine Prepaid-Karte in der Handhabung sein. Und Bargeldzahlungen sollten immer noch möglich sein.

Jan, 39, Grundschullehrer
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Man kann viel über die technischen Details bei der Ausgestaltung des Dig€ reden. Leider ist das eine Diskussion unter Fachleuten. Besser sollten wir uns darauf verständigen, was wir eigentlich erreichen wollen, mit dem Dig€. Denn nur vor dem Hintergrund der Ziele, die wir verfolgen wollen, ist die technische Ausgestaltung überhaupt von Interesse. Wir dürfen nicht vergessen: Es sind hier durchaus konkurrierende Interessen im Spiel. Und dem entsprechend verschiedene Ansichten.  Wichtig wäre es, dass auch die Stimmen von Zivilgesellschaft und Bürger:innen Gehör finden.

Hubert, 29, Netzwerk Bürgerbeteiligung
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Banken können über Kredite quasi so viel Geld in Umlauf bringen, wie sie wollen. Denn sie müssen die Kredite nur mit drei Prozent Zentralbankgeld absichern. Aber wenn die Gläubiger die Kredite nicht mehr bedienen können, dann bekommen die Banken ein Problem. Genau das ist passiert, bei der Finanzkrise. Die faulen Kredite bei Europas Banken beliefen sich 2011 auf 1,05 Billionen Euro. Das ist mehr als die dreifache Summe der jährlichen Ausgaben des Bundes. Die Rettung der Banken hat die Steuerzahler im Euroraum bereits 1,6 Billionen Euro gekostet.

Und nicht nur das. Die Niedrigzinspolitik, die EZB eingeschlagen hat, damit aus der Finanz- keine Wirtschaftskrise wird, hat dazu geführt, dass Anleger ihr Geld in großem Stil in Immobilien gesteckt haben. Die Folge: Höhere Preise für Wohneigentum und steigende Mieten.

Hier müssen wir etwas ändern. Es sollten einfach nicht gigantische Geldsummen auf den Märkten herumvagabundieren, die reine Spekulationsinstrumente sind.  Wir brauchen anteilig weniger Giralgeld und mehr Zentralbankgeld. Der Dig€ ist ein ein Teil der Lösung.

Josef, 65, Wirtschaftswissenschaftler
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Wenn Bürger:innen ein Konto für Dig€ direkt bei der Zentralbank haben können und weder zum Geld-Abheben noch zum Bezahlen die Dienstleistungen der Geschäftsbanken gebraucht werden, dann ist das natürlich eine Gefahr für unser Geschäftsmodell. Ich glaube aber auch nicht, dass der Staat besonders gut darin ist, Geldautomaten für den Dig€ bereit zu stellen oder Apps, mit denen die Leute ihre Dig€ auf dem Smartphone oder Computer verwalten können. Ich sehe aber auch noch ein anderes Problem. Wenn die Banken mit den Privatkonten kein Geschäft mehr machen können, dann werden sie Kredite an Privatkunden nicht mehr wie bisher zu vergleichsweise günstigen Konditionen anbieten können. Wenn die Zentralbanken sich zu stark in das Geschäft der Privatwirtschaft einmischen, dann ist damit weder der Wirtschaft, noch den Konsumenten gedient.

Sonja, 43, Lobbyistin für einen Bankenverband
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Edward Snowden sagt CBDC seien „kryptofaschistische Währungen“, die nur dem Zweck dienen würden, ihren Nutzenden „das grundlegende Eigentum an ihrem Geld zu verweigern und den Staat als Vermittler jeder Transaktion zu installieren.“ Hört sich hart an. Aber in der Sache hat er nicht ganz Unrecht. Im Jahr 2021 demonstrierten kanadische Lkw-Fahrer gegen die Corona-Bestimmungen der Regierung. Premierminister Justin Trudeau verhängte den Ausnahmezustand und ließ Spendenkonten der Trucker einfrieren. Auch Handelskonten von Bitcoinern, die die Proteste unterstützten, ließ die Regierung einfrieren. Dass ausgerechnet eine liberale Regierung wie die von Kanada sich zu solchen Schritten hat hinreißen lassen, zeigt, wie sehr wir Anlass zur Sorge haben sollten. Wie werden sich erst weniger liberale Staaten verhalten? Wenn eine  digitale Zentralbankwährung wie der Dig€ erst einmal Verbreitung gefunden hat, könnte die Regierung noch viel einfacher zu jeder Zeit Konten ihrer Bürger einfrieren und damit die individuelle und finanzielle Freiheit gefährden.

Elizabeth, 51, Unternehmerin
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„Niemand hat die Absicht, Bargeld abzuschaffen“. Kennen wir, solche Sprüche. Aber wenn sich die Banken die Geldautomaten einfach abschaffen, weil sie damit kein richtig gutes Geschäft machen, noch mehr Filialen schließen, wo man Geld abheben könnte, und wenn dann in den Läden auch niemand mehr Bares nimmt… Dann sind wir quasi gezwungen, den Dig€ zu verwenden. Okay, es gibt immer noch Krypotwährungen wie Bitcoin. Kann der Staat aber auch verbieten. Und dann können sie uns das  Geld noch besser aus der Tasche ziehen als vorher. Negativzinsen auf Knopfdruck: Mit dem Dig€ kein Problem, da kann die Zentralbank einfach durchregieren. Oder Sozialhilfeempfänger bekommen programmierte Dig€, die sie nur für bestimmte Zwecke ausgeben können. So etwas braucht wirklich niemand!

Anne, 45, Geschichtsprofessorin

INFO CARDSISSUE CARDS

Datenschutz-Probleme mit Klarna und Paypal

In der Berliner Datenschutzbehörde waren 2022 gegen Klarna mehr Beschwerden aufgelaufen als gegen alle anderen Banken und Versicherungen zusammen. Der Grund: Lascher Umgang mit persönlichen Daten und eine zu langen und unverständliche Datenschutzerklärung. Nicht viel besser: Paypal. Paypal gewährt Drittanbietern unter Umständen Zugang zu persönlichen Daten seiner Kunden, um deren Identität zu prüfen und vor Betrug zu schützen.

Das politische Mandat der EZB ausweiten!

Die EZB  sollten die Auswirkungen ihrer Geldpolitik auf die Verteilung von Einkommen und Vermögen berücksichtigen. EZB-Direktioriumsmitglied Benoît Coeuré meinte dazu, dass „es weder im Mandat der EZB noch einer anderen Zentralbank liegt, sich um wachsende  Ungleichheiten  zu  kümmern  oder  die  Einkommensverteilung  zu steuern“ (2015).  Nach der gegenwärtigen Aufgabenbeschreibung für EZB ist diese Antwort korrekt. Leider.

Ist Bargeld wirklich immer sicher?

Februar 2023. Der nigerianische Präsident Buhari hatte entschieden: Die bisher üblichen Banknoten sollten Ende Januar die Gültigkeit verlieren und durch neue, fälschungssichere Noten ersetzt werden. Diese sind auch jetzt, über zwei Wochen nach ihrer angeblichen Einführung, kaum zu haben. Seitdem sind die meisten Nigerianer ohne Geld. Würden nur 5-15 % der Europäer ihr Geld von der Bank abheben, würde die meisten auch hier ohne Geld dastehen.

"Vollgeld". Ein Vorschlag

Die Idee von “Vollgeld “ ist eine Erfindung des Ökonomen Joseph Huber (Halle). Vollgeld heißt: Geschäftsbanken wären weiter für die Kreditvergabe zuständig und würden bestimmen, wer in welchem Umfang Kredit erhält. Aber sie könnten nur Kredit geben, wenn andere Kunden in der gleichen Höhe Einlagen bei der Bank deponiert haben oder wenn sich die Banken gegen Zinsen bei der Zentralbank mit Zentralbankgeld eindecken.

Vergiß den Dig€. Wir haben etwas einfacheres!

Der Dig€ soll Privatkunden aus der misslichen Lage befreien, für die Abwicklung von digitalen Bezahlvorgängen auf Anbieter wie Paypal angewiesen zu sein, die in Datenschutz-Hinsicht nicht immer optimal sind. These: Tatsächlich braucht es dafür den Dig€ nicht. Ein im Aufbau befindliche EU-Zahlungssystem namens EPI (European Payment Initiative) entwickelt gerade ein Bezahl-Wallet (also eine digitale Geldbörse) als Smartphon-App. Reicht völlig!

Soll der Dig€ via Blockchain realisiert werden?

Digitale Zentralbankwährungen können über die -> Blockchain-Technologie realisiert werden. Blockchain ist dezentral organisiert und dokumentiert finanzielle Transaktionen nachvollziehbar und überprüfbar. Digitale Zentralbankwährungen können aber auch so realisiert werden, dass die Zentralbank Buch über alle Transaktionen führt. Welche Weg soll der Dig€ gehen?

Konkurrenz für Geschäftsbanken

Der Dig€ könnte eine Konkurrenz für Geschäftsbanken sein. Dies hängt davon ab, wie der Dig€ realisiert wird. Wenn Privatkunden bei der Zentralbank Konten eröffnen könnten, wären sie nicht mehr auf Geschäftsbanken angewiesen.  Unternehmen könnten gegebenenfalls direkt mit der Zentralbank interagieren und auf die Geschäftsbanken als Zwischenhändler verzichten.

Transparenz und Kontrolle

Mit dem Dig€ hätte man für jeden Bezahlvorgang ein einsehbares und überprüfbares Protokoll. So könnte Transparenz und Rechenschaft (Stichworte: Geldwäsche, Steuerhinterziehung, Einhaltung von Sanktionen, illegaler Handel, Terrorismusfinanzierung) im Finanzsystem verbessert werden.

Traditionelle Geldpolitik bald am Ende

Die -> (i) Tokenisierung wird mit einer Innovationswelle von neuen Zahlungsmitteln einhergehen. Da diese außerhalb der Kontrolle der Zentralbank sind, wird diese ihre Instrumente zur Steuerung der Inflation zu überdenken müssen. Eine Erhöhung/ Senkung der Einkommenssteuer könnte hier effektiver als eine Veränderung der Leitzinsen. Außerdem muss die Token-Ökonomie so reguliert werden, dass der Staat die Kontrolle über die Steuereinnahmen behält.

Too big to fail: Gibt es nicht mehr!

Während der Bankenkrise 2008/2009 wurden wirtschaftlich angeschlagene Banken als systemrelevant eingestuft. Ein Konkurs hätte, so die Befürchtung, dazu geführt, dass das gesamte Finanzsystem kollabiert. Deshalb wurden die Banken mit staatlichen Geldern gerettet. In einem System, wo ein Ausfall auch großer Banken durch ein alternatives Zahlungssystem (nämlich den Dig€) kompensiert werden kann, könnte man Banken auch einfach pleite gehen lassen.

Staatliche Sanktionen via Dig€

Wenn der Dig€ das einzige Zahlungsmittel wäre und wenn gleichzeitig eine Regierung Zugriff auf die digitale Infrastruktur hinter dem Dig€ hätte, dann könnte diese einem Kriminellen oder einem Dissidenten einfach vom Zahlungsverkehr abschneiden. Auch Abstufungen sind denkbar: Wer seine Pflichtimpfung nicht abholt, dem wird der Kauf von Flugtickets verwehrt. Das wäre möglich, wenn die Nutzung des Dig€ an eine digitale Identität gekoppelt wäre.

Europäische Zentralbank (EZB)

Die Europäische Zentralbank (Sitz: Frankfurt/Main) wurde 1998 als gemeinsames Organ der Mitgliedstaaten des Euroraumes gegründet. Wichtige bisherigen Aufgaben der nationalen Zentralbanken (in DE: der Bundesbank) wurden damals an die EZB übertragen. Hauptziel der EZB ist die Gewährleistung von Preisniveaustabilität in der Eurozone. Untergeordnete Ziele sind die Unterstützung von Wirtschaftswachstum und Beschäftigung.

Deutsche Bundesbank

Die Bundesbank ist die Zentralbank von Deutschland (Sitz: Frankfurt a. M.). Sie ist die Bank des Staates. Als Notenbank sorgt sie dafür, dass ausreichend Bargeld in Umlauf ist.  Sie kontrolliert das Bankengeschäft in Deutschland und verwaltet nationale Währungsreserven wie Goldreserven oder Wertpapiere. Außerdem agiert sie als Mittler zwischen den Geschäftsbanken und der EZB. Weitergehende Aufgaben hat die Bundesbank 1993 an die EZB abgetreten.

Kryptogeld

Kryptogeld ist ein digitaler Vermögenswert, welcher als Zahlungsmittel (Beispiel: Bitoin) und auch als Spekulationsobjekt verwendet wird. Technisch basiert Kryptogeld auf dezentralen digitalen Verschlüsselungstechnologien wie der Blockchain. Da Kryptogeld nicht von Staaten, sondern von privatwirtschaftlichen Akteuren in Umlauf gebracht werden, sind ist es kein Geld (keine Währung) im eigentlichen Sinne.

Negativzinsen

Negativzinsen (auch als “Verwahrentgeld” bezeichnet) werden in manchen Zeiten eingeführt, um Bankguthaben unattraktiv zu machen. So sollen Konsum und Investitionen gefördert werden. Die steuernde Instanz ist diesem Fall die Zentralbank. Von ihr gesetzte Negativzinsen werden über die Geschäftsbanken an Privatkunden weitergeben. Sparer:innen können Negativzinsen vermeiden, indem sie ihr Geld in bar selbst verwahren.

Blockchain: Geschichte und Einsatzfelder

Blockchain wurde 2008 von einer unbekannten Person oder Gruppe mit dem Pseudonym Satoshi Nakamoti mit der Kryptowährung Bitcoin ins Leben gerufen. Heute ist Bitcoin für viele andere Anwendungen in der Wirtschaft im Gespräch und auch für den Dig€. Da eine Blockchain immer ein verteiltes Netzwerk darstellt, reduziert sie die Abhängigkeit von einer zentralen Instanz. Außerdem gilt sie in höchstem Maße als störungs- und manipulationssicher

Zentralbankgeld

Zentralbankgeld wird auch als “Geldbasis” bezeichnet. Während die Menge des (von den Geschäftsbanken via Kredite ausgegebenen)  Giralgeldes in der Eurozone steigt, bleibt die Geldbasis konstant.  Zentralbankgeld setzt sich zusammen aus Bargeld und aus den Einlagen, die die Geschäftsbanken zur Absicherung bei der Zentralbank hinterlegen müssen. Unternehmen und Privathaushalte haben Stand heute (bis auf Bargeld) keinen Zugriff auf Zentralbankgeld.

Blockchain: Wie sie funktioniert

Blockchain ist wie ein Kerbstock. Zwei Stöcke werden nebeneinandergelegt und quer eingeritzt, wobei jede Kerbe einer Schuld entspricht. Der Gläubiger nimmt einen Stock, der Schuldner den anderen. Der Gläubiger wird keine Kerbe hinzufügen und der Schuldner keine beseitigen können, da der Vergleich die Fälschung sofort offenbaren würde. Bei Blockchain gibt es statt der Zählstäben eine Spur, die auf möglichst vielen Festplatten gespeichert wird.

Der Facebook-Dollar

Februar 2022. Facebook gibt seine Pläne auf, eine eigene Kryptowährung mit dem Namen „Diem“ für seine Plattform zu schaffen. Zu groß war der Widerstand der US-Notenbank Fed und der Regulierungsbehörden gegen das Projekt. Facebook hat die Diem-Technologie an die kalifornische Bank Silvergate verkauft. Die Bank will weiterhin versuchen, ein an den Dollar gebundenes Digitalgeld herauszubringen.

Die Erfindung des Geldes (1): Privates Tauschmittel

Eine Theorie besagt, dass das Geld erfunden wurde, um Tauschgeschäfte zu vereinfachen. Anthropologen haben aber herausgefunden, dass frühe Formen von Zahlungen eher Verpflichtungen innerhalb der Dorfgemeinschaft geschaffen haben. Der Speer aber beispielsweise, der dem Vater einer Braut übergeben wurde, konnte in der Regel nicht für den Kauf eines Schweins eingesetzt werden. Hier den Ursprung des Geldes zu suchen, ist ein Missverständnis.

Die Erfindung des Geldes (2): Instrument des Staates

Der Staat gibt vor, was Geld ist, indem er von seinen Bürger:innen verlangt, Steuern an ihn in eben dieser Währung zu bezahlen. Dadurch ergibt sich eine Nachfrage nach diesem Zahlungsmittel. Das selbst geschaffene Geld hat es Staaten in der Vergangenheit ermöglicht, Kriege zu finanzieren, (Finanz)Unternehmen zu retten und Schulden aufzubauen, ohne in Zahlungsschwierigkeiten zu kommen. Schließlich können Staaten ihr eigenes Geld drucken.

Finanzkrise 2008

In Folge der Finanzkrise mussten viele Staaten große Geschäftsbanken retten, die drohten, Pleite zu gehen. Dafür wurden Steuergelder verwendet und Schulden auf dem internationalen Kapitalmarkt aufgenommen. Einige Banken wurden auch verstaatlicht und später geschlossen. Die ohnehin hohe Verschuldung vieler Staaten stieg bedingt durch die Krise stark an.

Ohne Konto

Über zwei Milliarden Menschen auf der Welt haben kein Bankkonto, können also nicht am bargeldlosen Zahlungsverkehr teilnehmen.

Geldpolitik

Die EZB betreibt Geldpolitik (auch: “Geldmarktpolitik”). Das wichtigste Instrument dabei: der Leitzins für das Zentralbankgeld. Dieser hat Einfluss auf die Inflationsrate, aber auch auf die Einkommens- und Vermögens-Ungleichheit. Beispiel: Niedrigzinsen entwerten Sparguthaben, helfen aber Kreditnehmern (wie Unternehmen oder Eigenheim-Käufern) und kurbeln die Wirtschaft an.

Zentralbank

Eine Zentralbank (auch: Notenbank) wird als Institution von einem Staat oder einem Staatenverbund unterhalten und ist mit Hoheitsrechten auf dem Gebiet der Geldpolitik ausgestattet. Die Zentralbank ist die Bank der (Geschäfts)Banken. Privatwirtschaftliche Geschäftsbanken benötigen die Zentralbank, um untereinander Zahlungen abzuwickeln, als Kreditgeber der letzten Instanz sowie für die Versorgung mit Bargeld.

Fiktiver Charakter des Geldes auf dem Konto

Stell Dir vor, Du wechselst im Spielkasino €100 in bar gegen Jetons (Spielmarken). Du spielst. Wenn Du verlierst: Jetons weg, Geld weg. Du gewinnst: Du tauschst die Jetons zurück gegen Bares. Im Prinzip könnten die Jetons auch digital sein, in einer App. Ein Bankkonto funktioniert nicht anders. Das Geld auf Deinem Konto existiert nur in der Buchführung der Bank. Die Bank ist quasi dein Casino. Wenn die Bank pleite geht, sind deine Jetons wertlos.

Der aktuelle Stand der EZB in Sachen Dig€

Was ist der aktuelle Stand in Sachen Dig€?

Die EZB hat im Oktober 2021 eine Untersuchungs- und Erkundungsphase gestartet, die im Oktober 2023 abgeschlossen sein soll. Dabei schaut sich die EZB an, wie der Dig€ gestaltet werden und wie er in Umlauf gebracht werden sollte, aber auch, welche Effekte er im Markt auslösen würde.

Der digitale Euro (Dig€)

Ein digitaler Euro wäre ein elektronisches Zahlungsmittel , das jeder im Euroraum nutzen könnte. Er wäre sicher und benutzerfreundlich, wie es Bargeld heute ist. Als Zentralbankgeld, das von der EZB ausgegeben wird, würde er sich von "privatem Geld" (wie Giralgeld oder Paypal-Guthaben) unterscheiden, aber man könnte auch mit einer Karte oder einer Telefon-App mit dem digitalen Euro bezahlen.

Verhältnis Giralgeld/Zentralbankgeld

Die Menge an (quasi fiktivem) Giralgeld, die in Deutschlland im Umlauf ist (also die Summe der Vermögen auf den Bankkonten), ist mittlerweile zehnmal größer als die Summe des „echten“ Zentralbankengeldes - d.h. die Summe, die durch die Zentralbank abgedeckt ist und die theoretisch bar ausgezahlt werden könnte. Mehr Geld dürfte die Zentralbank nicht drucken!

Konkurrenz für Geschäftsbanken

Der Dig€ könnte eine Konkurrenz für Geschäftsbanken sein. Dies hängt davon ab, wie der Dig€ realisiert wird. Wenn Privatkunden bei der Zentralbank Konten eröffnen könnten, wären sie nicht mehr auf Geschäftsbanken angewiesen.  Unternehmen könnten gegebenenfalls direkt mit der Zentralbank interagieren und auf die Geschäftsbanken als Zwischenhändler verzichten.

CBDC: Digitales Zentralbankgeld (Central Bank Digital Currency)

„CBDC“ steht für Central Bank Digital Currency, auf deutsch: Digitales Zentralbankgeld. Der Dig€ ist die für den Euroraum geplant CBDC. Andere Länder planen oder haben andere CBDCs. Während heute die Zentralbanken nur an Geschäftsbanken direkt Geld auszahlen, ist es via CBDCs möglich, dass ein größerer Nutzerkreis (sogar Privatkunden) direkt von der Zentralbank Geld beziehen (statt nur -> Giralgeld, wie heute).

Programmierbares Geld

Der Dig€ könnte theoretisch programmierbar sein (Voraussetzungen: -> Blockchain; Smart Contracts). Ein Dig€ würde dann erst bei Erfüllung festgelegter Bedingungen den Besitzer wechseln, zu einem bestimmtem Datum etwa. Oder man könnte mit Dig€s nur Kinderbücher kaufen und keine Computerspiele. Oder die Regierung könnte, um die Wirtschaft anzukurbeln, Dig€s verschenken, die nach einem Jahr wertlos werden.

Giralgeld

Das Geld auf Ihrem Konto ist *Giralgeld* . Die Bank verspricht, dass Sie jederzeit für Ihr Giralgeld Bargeld erhalten könnten. Banken können jedoch pleite gehen. Zentralbankgeld ist ein Anspruch gegenüber der Zentralbank. Die Zentralbank kann niemals pleite gehen. Für Bürger:innen steht *Zentralbank-Geld* in Form von Bargeld zur Verfügung. Oder künftig als Dig€.

Geldschöpfung durch den Gastwirt

Analogie: Geldschöpfung könnte auch stattfinden, wenn Sie in Ihrer Stammkneipe anschreiben lassen. Der Wirt könnte nämlich den unterschriebenen Bierdeckel theoretisch auch (als Giralgeld) verwenden, um damit im Kiosk nebenan einzukaufen. Praktisch wird wohl niemand den Bierdeckel als Zahlungsmittel akzeptieren. Gutschriften Ihrer Bank hingegen werden schon akzeptiert, obwohl das Prinzip in beiden Fällen das gleiche ist.

Geldschöpfung durch Geschäftsbanken

Wenn z.B. die Sparkasse Ihnen einen Kredit von 1.000 € gewährt, schreibt sie die Summe auf Ihrem Konto gut und dokumentiert gleichzeitig, dass Sie der Bank 1.000 € schulden. Damit sind 1.000 € quasi aus dem Nichts geschaffen worden. Muss die Bank sich nicht das Geld, das sie verleiht, ihrerseits erst besorgen, bei der Zentralbank? Jein. Die Bank muss lediglich 3 Prozent der ausgehändigten Kreditsumme als Reserve bei der Zentralbank deponieren.

Geldschöpfung durch Zentralbanken

Die staatliche Zentralbank erzeugt Geld, indem sie Kredite an Geschäftsbanken vergibt, in bar oder als Gutschrift auf einem Konto. Oder sie kauft der Geschäftsbank Wertpapiere ab. Die Kaufsumme geht – als neues Geld – an die Geschäftsbank.

Tokenisierung

Stellen sie sich vor, die Eigentumsrechte an Vermögensgegenständen wie Immobilien, Aktien, Kunstwerken, Oldtimer, usw. würden in teilbaren digitalen Einheiten („Token“) abgebildet und auf Marktplätzen gehandelt werden. Man könnte mit diesen Token auch – wie mit Geld – bezahlen! In naher Zukunft wird dies möglich sein. „Token“ werden so zur Konkurrenz sowohl für Kryptowährungen wie für digitales staatliches Geld (den Dig€).

Negative Zinsen leichter durchsetzbar

2022 wurden Sparer:innen von ihren Banken mit einem Verwahrentgelt konfrontiert, also mit negativen Zinsen. Um diese zu vermeiden, hätten die Sparer:innen ihr Geld abheben und zuhause verwahren können. Wenn nun aber, mit der Einführung des Dig€, Bargeld im Alltag weniger verwendet würde, dann würde es unattraktiver, große Mengen Bargeld zu horten. Das hieße: Banken könnten noch tiefere Negativzinsen verlangen, weil  niemand mehr ausweichen kann.

Konkurrenz für den Staat

Staatliches anerkannte Währungen bekommen zunehmend Konkurrenz durch Kryptowährungen wie Bitcoin durch Zahlungsmittel der Plattformunternehmen wie Paypal sowie durch -> Tokenisierung. Staaten werden diesem Prozess nicht tatenlos zuschauen. Sie werden ihrerseits digitale Zentralbankwährungen vorbereiten und in Verkehr bringen, um via Kontrolle über die Zentralbankwährung politischen Gestaltungsspielraum zu wahren.

Giraldgeld - was ist schlecht daran?

Wenn es zu viel -> Giralgeld im Umlauf gibt, wird das Geld weniger wert. Die Kaufkraft sinkt, man muss fürs Gleiche mehr Geld ausgeben. Eine große Menge an Giralgeld kann auch den Immobilienmarkt beeinflussen. Wenn es mehr Giralgeld gibt, haben die Leute mehr Geld, um Immobilien zu kaufen, was zu höheren Preisen führen kann. Deshalb ist es wichtig, dass Giralgeld und Zentralbankgeld in einem guten Verhältnis stehen  (s. auch: -> Vollgeld).

Gesetzliches Zahlungsmittel

Der Euro, konkreter: die **Euro-Banknote und die Euro-Münze** sind das einzige gesetzliche Zahlungsmittel im Euroraum und müssen grundsätzlich als Zahlungsmittel angenommen werden. Giralgeld in Form von einer Konto-Überweisung tilgt die Schuld theoretisch nur bei Einverständnis des Gläubigers. Würde der Dig€ als gesetzliches Zahlungsmittel definiert, wäre der Handel grundsätzlich verpflichtet, auch Dig€-Zahlungen zu akzeptieren.

Finanzielle Teilhabe

Über zwei Milliarden Menschen auf der Welt haben kein Bankkonto, können also nicht am bargeldlosen Zahlungsverkehr teilnehmen. Der Dig€ und digitale Zentralbankwährungen anderswo auf der Welt könnten für Viele den Zugang zu finanziellen Dienstleistungen erleichtern - insbesondere für Menschen, die es schwer haben, von einer Bank als Kunden akzeptiert zu werden, wie Menschen ohne Adresse oder Staatenlose.

Der Dig€ und die Geldpolitik

Eine digitale Zentralbankwährungen ermöglicht es der Zentralbank, auf direktere Weise politisch zu agieren, weil sie direkten Kontakt zu Firmen und zu Bürger:innen hätte (und nicht nur via Geschäftsbanken).  “Geldpolitik” nennt man es, wenn die Zentralbank z.B. den Zinssatz hebt oder senkt, um die Wirtschaft zu stimulieren.

Der Dig€ und die Finanzmarktstabilität

Wenn Anlegerinnen per Knopfdruck ihre Bankeinlagen auf ein Dig€-Privatkundenkonto bei der Zentralbank verschieben könnten (vorausgesetzt die EZB würde ein solches Konto anbieten), könnte eine Panik an den Finanzmärkten bewirken, dass die Banken zahlungsunfähig werden. Abhilfe dagegen würden Dig€-Obergrenzen (z.B. 3.000 €) oder Negativzinsen für Zentralbank-Privatkunden bieten.

Anonymität und Privatsphäre

Eine digitale Zentralbankwährung wie der Dig€ könnte mehr Schutz der Privatsphäre bieten als heute vorhandene digitale Zahlungsoptionen. Man könnte sogar (wenn die Zentralbank es so einrichtet) damit zahlen, ohne seine Identität preiszugeben.

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